BDSM ist eine von Konsens, Kommunikation und sorgfältiger Planung geprägte Welt. Spontansex hingegen steht für ungeplante, impulsive Momente der Lust. Auf den ersten Blick scheint es, als würden die beiden Konzepte kaum zueinanderpassen. Denn während BDSM klare Absprachen erfordert, lebt Spontanität von der Abwesenheit jeglicher Planung. Doch auch innerhalb der BDSM-Welt gibt es Raum für spontane Momente – unter bestimmten Voraussetzungen. Und so können BDSM und Spontansex definitiv miteinander harmonieren. Ohne dass man die relevanten Grundlagen von Sicherheit und Einvernehmlichkeit zu vernachlässigen braucht.
Planung vs. Spontanität im BDSM
Wie schon öfter thematisiert basieren BDSM-Praktiken auf klaren Absprachen, die die psychische und physische Sicherheit aller Beteiligten gewährleisten. Stichworte
- Hard Limits,
- Soft Limits
- und Safewords,
die alle wesentlich dabei sind, wenn es darum geht, Missverständnisse und (unfreiwillige) Übergriffe zu vermeiden.
In diesem Zusammenhang ist aber auch die Einwilligung die Grundvoraussetzung für jede BDSM-Praktik.
Nach
§ 228 StGB ist eine Einwilligung in Körperverletzung nur wirksam, wenn keine gravierenden Schäden entstehen und die Handlung nicht gegen die guten Sitten verstößt. Zudem kann die Einvernehmlichkeit jederzeit widerrufen werden – auch mitten in einer Session. Der Unterschied zwischen einem spielerischen Machtgefälle und strafbarem Verhalten liegt also darin, ob alle Beteiligten einverstanden sind und ob Absprachen eingehalten werden.
Und damit wieder ein zurück zum Thema Spontanität und
BDSM. Es dürfte unter der oben genannten rechtlichen Prämisse auf der Hand liegen, dass man nicht alles mal eben mit jedem Gegenüber macht. Aber freilich ist Spontanität im BDSM nicht ausgeschlossen. Sie entsteht jedoch vorrangig innerhalb eines zuvor abgesprochenen Rahmens. Denn dieser ermöglicht es, vorab bestimmte Szenarien und/oder Praktiken festzulegen, die Details aber einstweilen offenzulassen.
Der Unterschied zwischen „echter“ und „geplanter“ Spontanität liegt also darin, wie gut die Beteiligten schon im Voraus auf unvorhergesehene Momente vorbereitet sind. Ein anschauliches Beispiel dafür findet man übrigens auch in unserer Sexgeschichte
Warten auf den, der kommt – Sub Marina beweist ihren Gehorsam.
Spontansex in langfristigen BDSM-Dynamiken
In langfristigen D/s-Beziehungen (Dominanz/Submission) ist Spontanität leichter umzusetzen, da eine vertrauensvolle Basis besteht. Schließlich kennen die Partner die Vorlieben, Grenzen und
Safewords des jeweils anderen.
Dieses Vertrauen ermöglicht spontane Sessions, ohne die Sicherheit zu gefährden. Ein wichtiger zusätzlicher Faktor ist zudem ein potenzieller Metakonsens, bei dem grundlegende Absprachen über Vorlieben und Grenzen bereits getroffen wurden.
Dadurch wird mehr Spielraum für spontane Handlungen (beispielsweise bei
Disziplinierungen) geschaffen, ohne die Prinzipien von Konsens und Sicherheit zu verletzen. Dazu später aber auch noch mehr.
Und was ist mit BDSM und One-Night-Stands – geht das zusammen?
BDSM und
One-Night-Stands (ONS) scheinen auf den ersten Blick schwer miteinander vereinbar zu sein. BDSM basiert auf Vertrauen, Kommunikation und detaillierten Absprachen. ONS dagegen sind oft von Spontanität und das Fehlen einer langfristigen Bindung geprägt.
Dennoch gibt es Situationen, in denen BDSM-Praktiken auch in einem ONS-Kontext möglich sind – allerdings nur unter strengen Voraussetzungen.
- Ein BDSM-ONS erfordert eine besonders klare und offene Kommunikation, da die Beteiligten sich in der Regel nicht gut kennen. Vor der Session muss man Hard Limits, Soft Limits und Safewords möglichst konkret besprechen, um Missverständnisse zu vermeiden. Das Ampelsystem kann hier eine einfache und effektive Methode sein, um Sicherheit zu gewährleisten.
- Ein weiteres Problem bei BDSM-One-Night-Stands ist das fehlende Vertrauen, das in langfristigen BDSM-Dynamiken eine zentrale Rolle spielt. Ohne eine etablierte Vertrauensbasis besteht beim Spontansex mit Unbekannten jedoch ein höheres Risiko für Grenzüberschreitungen oder Missverständnisse.
Daher sollten BDSM-Praktiken in einem ONS nur auf einem sehr grundlegenden Level stattfinden, beispielsweise durch leichte Bondage-Elemente oder
Rollenspiele, die keine intensiven physischen oder psychischen Belastungen mit sich bringen. Nach der Session ist es aber auch bei einem ONS eine kurze Form von Aftercare wichtig, um sicherzustellen, dass sich beide Beteiligten wohlfühlen und das Erlebnis positiv abschließen können. Ohne diese Nachsorge können Missverständnisse oder negative Gefühle zurückbleiben, die das Erlebnis trüben.
Es gilt also, schon möglichst vorab zu klären, wie die oder der andere zu diesen Aspekten steht. Besteht auch nur der leiseste Verdacht, dass jemand nichts von den entsprechenden Absicherungssystemen hält, sollte man von einer gemeinsamen spontanen Session Abstand nehmen.
Wie BDSM-Pornos falsche Eindrücke erwecken können
BDSM-Pornos erfreuen sich großer Beliebtheit und tragen dazu bei, BDSM als sexuelle Spielart bekannter zu machen. Allerdings vermitteln sie oft ein verzerrtes Bild davon, wie BDSM in der Realität funktioniert. Schließlich wird er in Sexvideos häufig als
- extrem,
- spontan
- und ohne klare Absprachen
dargestellt. Dies kann bei unerfahrenen Zuschauern den Eindruck erwecken, dass BDSM-Praktiken wie
Erniedrigungen oder Demütigungen ohne Konsens oder Vorbereitung sicher und normal seien. Aber: Oft fehlt die Darstellung der bereits angesprochenen Aspekte Konsens und Kommunikation, die das sichere und respektvolle Ausleben von BDSM erst ermöglichen. Pornos hingegen zeigen meist nur die ästhetische und sexuelle Seite von BDSM, ohne die dahinterliegenden Prozesse zu beleuchten.
Und auch die Darstellung von Machtgefällen erweist sich häufig als Problem, da das Machtgefälle zwischen
Dominanten und Submissiven stark überzeichnet. Da kann den Eindruck erwecken kann, dass die submissive Person keine Kontrolle über die Situation hat. In der Realität ist jedoch die
submissive Person oft diejenige, die durch Safewords und Absprachen die Kontrolle über die Session behält.
Außerdem gibt es noch einen weiteren Knackpunkt: BDSM Porn weckt zuweilen unrealistische Erwartungen an die Intensität und Dauer der Session. So können Zuschauerinnen und Zuschauer Gefahr laufen, zu glauben, dass extreme Praktiken wie
- intensives Bondage,
- Breath Play,
- Harte Mehrfachpenetrationen
- oder Schlagspiele
ohne Vorbereitung und Erfahrung problemlos umsetzbar seien. Dies birgt jedoch erhebliche Risiken für die physische und psychische Gesundheit der Beteiligten.
Man sollte BDSM-Pornos folglich als das betrachten, was sie sind: inszenierte Fantasien, die nicht die Realität widerspiegeln. Wer sich für BDSM interessiert, sollte sich folglich nicht ausschließlich auf Pornos verlassen, sondern sich vielmehr mithilfe seriöser Quellen informieren und idealerweise mit erfahrenen Partnern oder Communities austauschen.
Welche Risiken birgt BDSM-Spontansex?
Ohne ausreichende Vorbereitung können spontane BDSM-Sessions Risiken bergen. Missverständnisse über Grenzen und Limits treten besonders dann auf, wenn keine klaren Absprachen existieren. Körperliche und psychologische Schäden sind speziell beim
Rapeplay bei unzureichender Kommunikation oder fehlendem Vertrauen aber leider möglich.
Und nicht zuletzt erfordern viele BDSM-Praktiken spezielle Sicherheitsvorkehrungen, wie das richtige Anlegen von Fesseln oder das Wissen um die Risiken von Atemkontrolle. Spontane Sessions ohne Vorbereitung können zu ernsthaften Verletzungen führen, wie Nervenschäden durch falsches Bondage oder Atemnot bei unsachgemäßem
Würgen.
Die Verwendung von Safewords und einem Ampelsystem
- „Rot“ = sofortiger Stopp,
- „Gelb“ = langsamer,
- „Grün“ = alles in Ordnung,
bleibt auch also auch in spontanen Momenten von größter Bedeutung und sollte niemals abgelehnt werden. Bei eingeschränkter Sprechfähigkeit sollten zudem nonverbale Zeichen vorab festgelegt werden.
Wie kann BDSM trotzdem spontan bleiben? Auch bei BDSM-Spontansex sorgen vorab definierte „Spontanitäts-Spielräume“ für Sicherheit. Dabei werden Praktiken oder Szenarien festgelegt, die innerhalb einer Session spontan variiert werden können. Dies ermöglicht kreative Freiheit, ohne die Sicherheit zu gefährden. Stichwort CNC, ein Sicherheitskonzept, das beim Spontansex unter erfahrenen BDSM-Fans häufiger einer Rolle spielt.
Immerhin ist der Unterschied zwischen einer gewollten Überraschung und einer echten Übergriffigkeit im BDSM-Kontext essenziell.
CNC (Consensual Non-Consent) funktioniert dabei nur mit klaren Absprachen und einem hohen Maß an Vertrauen. Im Gegenzug darf Spontaneität niemals als Vorwand für Grenzüberschreitungen oder Missbrauch dienen. Was übrigens auch für den schon angesprochenen
Metakonsens gilt.
CNC-Sessions sollten im Vorfeld daher detailliert geplant und mit Safewords oder ähnlichen Mechanismen abgesichert werden. Und das auch, wenn diese während der Session scheinbar nicht zum Einsatz kommen.
Fazit? Spontansex im BDSM – möglich, aber nur mit klaren Regeln
Wie man sieht, schließen sich BDSM und Spontansex nicht aus. Vielmehr kann Spontanität innerhalb eines klaren Rahmens eindeutig sicher und erfüllend sein.
sind dabei aber unverzichtbar. Gerade die Bedeutung der körperlichen und physischen Verarbeitung, die Zeit und Aufmerksamkeit erfordert, sollte man keinesfalls unterschätzen. Nicht zuletzt deshalb, weil sie nach intensiven und ungeplanten Momenten dabei hilft, das Ergebnis zu reflektieren. Und weil ein gemeinsames Feedback ein wichtiger Teil der Nachsorge ist. Immerhin stärkt es die Beziehung und sorgt dafür, dass künftige Sessions noch sicherer und erfüllender gestaltet werden können.
So bleibt BDSM dann auch immer im besten Sinne einvernehmlich – selbst in spontanen Momenten, auch im Zusammenhang mit
Rough Sex.