Für viele Menschen ist ein erotisches Machtgefälle sexuell äußerst reizvoll. Ein großer Teil definiert sich selbst als dominant, während eine etwa ebenso große Gruppe den devoten Gegenpart einnimmt. Hinzu gesellen sich jene Menschen, die der ‚härteren‘ Erotik zwar durchaus einiges abgewinnen können, sich aber nicht für eine der benannten Seiten entscheiden wollen. Diese Menschen bezeichnen sich selbst als ‚Switcher‘: Der Begriff kann in etwa als ‚(Um-)Schalter‘ übersetzt werden.
Was ist ein Switcher?
Ein Switcher ist eine Person, die im erotischen Kontext sowohl die Rolle des dominanten als auch des devoten Partners einnehmen kann. Im BDSM-Spiel (Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism) ist er jemand, der sowohl gerne dominant ist und Kontrolle ausübt, als auch gerne devot ist und sich unterwirft.
Ein Switcher kann je nach individuellen Präferenzen und Vorlieben während einer BDSM-Sitzung oder einer intimen Begegnung zwischen verschiedenen Rollen wechseln. Prinzipiell kann er sowohl die Person sein, die Verantwortung und Kontrolle übernimmt, als auch die Person, die sich den Anweisungen und Wünschen des anderen Partners unterwirft.
Was ist der Reiz daran?
Switcher zu sein, ermöglicht es Menschen, die Vielfalt an BDSM-Erfahrungen zu erkunden und sowohl die dominante als auch die devote Seite ihrer Sexualität auszuleben. Manche empfinden den Wechsel zwischen den Rollen als besonders aufregend und erfüllend. Immerhin erlaubt dieser es ihnen, verschiedene Aspekte ihrer eigenen sexuellen Identität auszudrücken und verschiedene Bedürfnisse zu erfüllen. Anstatt sich auf eine der Rollen festzulegen, kann man seine eigene Sexualität noch vielfältiger aus- und erleben.
Wie viele Menschen bezeichnen sich selbst als Switcher?
Es gibt keine exakten Zahlen darüber, wie viele Menschen sich als Switcher bezeichnen. Die sexuellen Vorlieben und Rollenpräferenzen sind äußerst vielfältig und individuell. Es kann schwierig sein, genaue Statistiken darüber zu erfassen, wie viele Menschen sich sowohl als dominant als auch als devot identifizieren oder gerne zwischen verschiedenen Rollen wechseln.
Der Begriff Switcher und die Identifikation als solcher sind eher im BDSM- und Fetisch-Kontext verbreitet. Innerhalb der BDSM-Community gibt es jedoch eine beträchtliche Anzahl von Menschen, die sich als Switcher sehen und die entsprechenden Rollen in ihren sexuellen Beziehungen einnehmen. Die genaue Anzahl hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Größe der BDSM-Community in einer bestimmten Region, der Offenheit und Präferenzen der Menschen in ihrem eigenen Sexualleben usw.
Insgesamt lässt sich aber beobachten, dass die Anzahl jener Menschen, die sich für die ‚dunkle Erotik‘ interessieren, deutlich zugenommen hat. Doch bei weitem nicht alle legen sich selbst ausschließlich auf einen der beiden Konterparts fest. Die absoluten Zahlen liegen deutschlandweit mindestens im Bereich von einigen hunderttausend, vielleicht sogar im Millionenbereich.
Switcher in der Erotik: Einige Vorurteile halten sich hartnäckig
Ein häufiges Vorurteil ist, dass Switcher unsicher oder unentschlossen sind, weil sie nicht nur eine feste Rolle einnehmen. Dieses Vorurteil basiert auf der Annahme, dass man entweder dominant oder submissiv sein muss und dass es keinen Raum für Veränderung oder Vielseitigkeit gibt. In Wirklichkeit haben Menschen unterschiedliche Facetten ihrer Sexualität und können in verschiedenen Situationen unterschiedliche Rollen einnehmen.
Zwar sind BDSMler häufig sehr tolerante, aufgeschlossene Menschen mit einem weiten Horizont. Dennoch gibt es auch hier einige Menschen, die ihre Erotik klar in Schwarz und Weiß beziehungsweise dominant und devot aufteilen.