BDSM ist weit mehr als ein Schlagwort für aufregende Fantasien oder den Plot filmischer Darstellungen. Es ist eine vielschichtige Welt. Eine Welt, die sich durch klare Kommunikation, gegenseitiges Vertrauen und ein tiefes Verständnis der gegenseitigen Wünsche auszeichnet. Doch was macht BDSM in der Realität aus? Und welche zentralen Aspekte fördern nicht nur das körperliche, sondern auch das emotionale Zusammenspiel der Beteiligten? Spannende Fragen. Und wir kümmern uns um einige potenzielle Antworten darauf.
Wie BDSM Vertrauen und Intimität fördert
Zunächst einmal kommt es auf eine
offene und klare Kommunikation zwischen allen Beteiligten an. Ja, es mag in so manchem
BDSM Porn nicht unbedingt diesen Eindruck machen. Dennoch ist das einfühlsame, aber doch genaue Besprechen von
- Wünschen,
- Fantasien,
- persönlichen Grenzen
- und Tabus
unabdingbar, um in späteren Sessions einen möglicherweise herausfordernden, aber stets sicheren Handlungsrahmen zu schaffen. Wobei es sich von selbst erklärt, dass ein ehrlicher Umgang mit Wünschen, vielleicht aber auch Sorgen, essenziell ist. Denn nur er führt letztlich dazu, dass eine vertrauensvolle Basis für das weitere Miteinander und mehr partnerschaftliche Intimität entsteht. Apropos BDSM und Vertrauen: Viele Praktiken wie
Schlagspiele (wie Spanking oder Flagellantismus) |
Sensory Deprivation (Sinnesentzug) |
Fixierungen (unter anderem Bondage und Shibari) |
Humiliation Play (Demütigungsspiele) |
Edge Play (wie Knive oder Breath Play) |
Disziplin und Disziplinierungen |
Orgasmuskontrolle |
Vorführungen und Public Disgrace |
Pet Play |
erfordern, dass sich eine Person (meist die*der Bottom) in eine Situation begibt, in der sie körperlich und/oder emotional verletzlich ist. Dabei fördert das Wissen um den Respekt für die eigenen Grenzen und die jederzeitige Einhaltung der vereinbarten
Safewords eine tiefere Bindung. Nicht zu vergessen, dass es der*dem Bottom dadurch auch leichter fällt, auf die Bedürfnisse und Wünsche ihres*seines Tops in puncto Sadismus, Masochismus oder anderen Aspekten einzugehen.
Somit ist mit BDSM im besten Falle auch
eine intensivere emotionale Nähe inklusive eines Gefühls der Geborgenheit verbunden. Wozu freilich auch die
Nachsorge (Aftercare) in Form von
- Kuscheln,
- Reden,
- Beruhigen,
- Wundversorgung und Co.
nach der ersten Session, aber natürlich auch den späteren Sessions gehört. Sie zeigt, wie wichtig den Beteiligten das Wohlergehen der anderen ist und man gewillt ist, sich bewusst darum zu kümmern.
BDSM als gemeinsamer Wachstumsprozess in Beziehungen
Da kann – ebenfalls im besten Falle – einiges im positiven Sinne passieren. Schon allein dadurch, dass das Planen und Realisieren von neuen Erfahrungen sowohl Kreativität als auch Abstimmung erfordern. Auf diese Weise kann eine bereits bestehende BDSM Beziehung
ein Plus an Lebendigkeit erfahren oder sogar noch dynamischer werden. Pluspunkt dabei? Das
Teilen bestimmter Erlebnisse kann ein noch einmal stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl nach sich ziehen. Dieses entsteht jedoch nicht von allein, sondern setzt voraus, dass man sich einfühlsam-konstruktiv gemeinsam mit dem Erlebten auseinandersetzt. Denn nur so profitiert die Partnerschaft auf den verschiedensten Ebenen. (Und dabei hat BDSM bei Weitem nicht ausschließlich mit Sex zu tun!)
Apropos Sex: Logischerweise haben Bondage, Dominanz und Disziplin und/oder Sadomasochismus auch das Zeug dazu, die
sexuelle Intimität zu
steigern. In diesem Kontext ist die Auseinandersetzung mit dem gegenseitigen Einverständnis (Stichworte etwa SSC und
Metakonsens) unabdingbar. Auf diese Weise lässt sich die sexuelle Interaktion beim BDSM in der Beziehung bewusster und respektvoller gestalten. Das gilt sogar dann, wenn es ums richtig harte Spanking oder andere herausfordernde Praktiken geht. Und last but not least trägt das Einnehmen von dominanten, submissiven, sadistischen oder masochistischen Rollen wie
Rigger und Rope Model |
Tamer und Brat |
Herr*in und Servant |
Degrader und Degradee |
Mommy / Daddy Dom und Little |
oder Owner und Pet |
im Zuge von BDSM auch dazu bei, seiner persönlichen Erotik und Sexualität Ausdruck zu verleihen. Im besten Falle mit dem dazu passenden Gegenstück!
BDSM Pornografie vs. Realität: der Unterschied
Ohne Zweifel haben
BDSM Geschichten ihren Charme. Und in puncto filmischer Umsetzung kann sich nicht nur der Spanking Porn, wie man ihn unter anderem bei
spankingtube.com findet, sehen lassen. Aber (und das ist nun kein geringes Aber):
Man sollte nie vergessen, dass es einen Unterschied zwischen der tendenziell eher fiktiven Welt der Pornografie und dem wahren BDSM-Leben gibt.
Will heißen: Ein Branding, gewissermaßen zwischen Tür und Angel, wie es O, die Sub, in dem BDSM-Literatur-Klassiker Die Geschichte der O erhält, wird kaum ein*e Top in der Realität in dieser Weise ausführen oder ausführen lassen.
Man muss sich also ganz klar vor Augen führen, dass sich nicht alles, was man liest oder sieht, eins zu eins in der eigenen BDSM-Partnerschaft (und sei es auch nur eine Spiel- und keine Liebesbeziehung) umsetzen lassen wird. Wahrscheinlich wird man aber dafür andere Dinge finden, die einen besonders kicken. Diese werden in der Konsequenz die eigene kleine BDSM-Oase darstellen. Worum genau es sich dabei handelt,
- das Essen von Lebensmitteln, an die man sich bisher nicht herantraute,
- das Durchziehen eines Sportprogramms, für das bislang nicht genug Motivation aufbrachte,
- das ruhige Warten, obwohl man eigentlich ein ungeduldiger Mensch ist,
- das Ertragen von körperlichen Schmerzen
- oder etwas ganz anderes: Alles mag für die*den einen Top / Bottom banal wirken und für jemand anderen die helle Aufregung bedeuten. Doch genau darin liegt die Chance vom eigenen, vom individuellen und vom realen
BDSM im ganz vertrauten Rahmen. Im größeren Tiefgang und in der entsprechenden Intimität. – Was natürlich nicht bedeutet, dass man sich in BDSM Porn und Co. nicht doch ein paar Inspirationen holen darf …