(K)ein schlagender Liebesbeweis? Immer wieder hört man, dass BDSM-Beziehungen besonders intim seien, wenn die Beteiligten auch romantische Gefühle füreinander empfänden. Doch eine BDSM-Beziehung basiert – ganz unabhängig von Liebe – auf vielen ähnlichen Grundlagen wie eine Liebesbeziehung. Dazu gehören Respekt, gegenseitiges Vertrauen, offene Kommunikation, ein verantwortungsvoller Umgang mit Sicherheitsaspekten sowie die Rücksichtnahme auf individuelle Wünsche und Grenzen. Deshalb lohnt es sich, BDSM und Liebesbeziehungen genauer zu betrachten und zu prüfen, ob weniger „rosarote Brille“ manchmal sogar hilfreich sein kann.
Welche Faktoren bestimmen BDSM- und Liebesbeziehungen?
Respekt füreinander
Respekt und Liebe gehen nicht immer Hand in Hand – das zeigt sich nicht nur in romantischen Liebesbeziehungen, wo fehlender Respekt oft zu toxischen Dynamiken führt, sondern auch in BDSM-Beziehungen, die auf Liebe basieren können. Doch auch ohne romantische Gefühle ist respektvoller Umgang die Grundvoraussetzung für jede gelungene BDSM-Beziehung.
Gemeinsam mit technischem und medizinischem Wissen sowie einer großen Portion Empathie bildet Respekt die Basis für ein sicheres und verantwortungsbewusstes Miteinander im BDSM. Wer sich intensiv mit den Wünschen, Grenzen und Tabus des Partners auseinandersetzt, kann besser auf diese eingehen und sicher innerhalb der eigenen BDSM-Beziehung agieren.
Das gilt auch dann, wenn die Sprache im BDSM manchmal derb oder provokant ist – schließlich verdient jeder Beteiligte, vom ‚wertlosen Sklavenschwein‘ bis zur ‚
Göttin der Erotik‘, das gleiche Maß an Respekt. Im Idealfall geben sich die Partner diesen Respekt gegenseitig.
Vertrauenswürdigkeit
„Kann ich dir vertrauen?“ – diese Frage ist zentral, wird jedoch im Bereich von Sex und potenziellen Partnerschaften nicht immer gestellt oder ehrlich beantwortet. Gerade vor Beginn einer BDSM-Liaison wird dieses Thema häufig intensiver betrachtet, was auch sinnvoll ist. Beim BDSM geht es dabei nicht nur um „typische“ Aspekte wie den
Safer Sex, sondern auch um weitere wichtige Punkte, darunter:
- die körperliche und seelische Sicherheit, die der Partner so weit wie möglich gewährleisten sollte,
- die Diskretion, etwa bei einer Fernerziehung, sodass keine Interna oder sensiblen Daten an Dritte weitergegeben werden.
Vertrauen ist hier wortwörtlich das A und O, denn BDSM-Beziehungen beinhalten oft Sexpraktiken und erotische Techniken, die gesundheitliche Risiken bergen können – Risiken, die in
Vanilla-Beziehungen, sei es rein erotischer oder romantischer Natur, meist keine große Rolle spielen oder von Paaren bewusst vermieden werden, um dem geliebten Menschen keine Schmerzen zuzufügen.
Der kritische Punkt: Ein
Dummdom oder ein echter Sadist – sowie ihre weiblichen Gegenstücke – kennen häufig keine Grenzen. Ihnen blind zu vertrauen, kann körperliche oder seelische Schäden nach sich ziehen. Obwohl beim BDSM prinzipiell alles erlaubt ist, was das Gesetz nicht verbietet, passt nicht jeder Deckel auf jeden Topf. Geduld ist dabei die kleine Schwester des Vertrauens: Wenn das passende Pendant zur eigenen BDSM-Rolle gefunden ist, entsteht die ideale Basis für eine vertrauensvolle Spiel- und/oder Liebesbeziehung.
Wer nicht warten möchte, findet oft sein vertrauenswürdiges Pendant im professionellen Bereich. Zahlreiche Prostituierte und Escorts bieten ihre Dienste als Dom beziehungsweise Domina oder als Sub an. Unabhängige Bewertungen helfen bei der Auswahl – und so kann das lustvolle S/M-Erlebnis nur wenige Minuten entfernt sein.
offene Kommunikation
Eine Offene Kommunikation ist das A und O in einer BDSM-Beziehung und die damit verbundenen Konsequenzen dürfen nicht unterschätzt werden. Das überrascht viele nicht, denn gerade im BDSM wird sie in vielen Bereichen genutzt, um der Dynamik der Handlungen zusätzlichen Reiz und Drive zu verleihen – etwa bei der oft gewünschten verbalen
Erniedrigung.
Dabei ist zu bedenken, dass der Grat zwischen einem lustvollen Kick und einer ernsthaften, die Psyche und Beziehung belastenden Beleidigung schmal sein kann. Etwas „eben so Dahergesagtes“ kann schnell zum ernsten Konfliktpunkt werden, wenn nicht offen darüber gesprochen und das Problem konstruktiv aus der Welt geschafft wird. Was in erotischen
Sexgeschichten scharf wirkt, ist nicht immer auch im realen Leben passend – und umgekehrt. Differenzierungsvermögen ist hier gefragt.
Im Umkehrschluss gilt natürlich auch: Man muss jemanden nicht lieben, um ihm zu gehorchen (Grüße an die O und Sir Stephen). Es kann äußerst prickelnd sein, dieses Faktum für Disziplin, Gehorsam, Bestrafung und Co. zu nutzen.
Unabhängig davon ist es unerlässlich, offen und ehrlich über Wünsche, Bedürfnisse, Grenzen und Tabus zu sprechen. Nur wenn klar ist, wie jemand zu bestimmten Praktiken steht, lässt sich ein gemeinsamer Handlungsrahmen inklusive Safeword finden – und bei gegenseitigem Wunsch auch erweitern oder anpassen.
Beispiele sind:
- Bondage,
- Schlagpraktiken,
- Sex mit anderen Beteiligten (sei es nur in deren Anwesenheit oder auch mit ihnen),
- Atemspiele und Co.
In diesem Rahmen kann Liebe auch (ungünstigerweise) als verzerrendes Element wirken – etwa wenn man denkt, man müsse seinem Partner etwas zuliebe tun und das Ganze dadurch aus dem Gleichgewicht gerät. Dabei kann das auch völlig unabhängig von romantischen Gefühlen passieren, zum Beispiel zugunsten der Top-Rolle. Deshalb ist es wichtig, sich mit den eigenen Motivationen und denen des Gegenübers auseinanderzusetzen, um ein gesundes Beziehungsklima zu gewährleisten.
Technisches Können und medizinische Kenntnisse
Zugegeben, das klingt zunächst nach einem trockenen Thema – doch es ist von höchster Bedeutung, sich damit auseinanderzusetzen. Wichtig ist, einschätzen zu können, welche Praktiken prinzipiell und individuell, etwa aufgrund von Vorerkrankungen, gefährlich sein können. Idealerweise zeigt sich bereits im Vorfeld, ob ein Top eine Spielart sicher oder nur unter großen Anstrengungen durchführen kann oder ob ein Bottom aus bestimmten Gründen nicht dazu in der Lage ist. Potenzielle Beispiele dafür sind unter anderem
In solchen Fällen ist es wichtig, dass Wünsche nicht erfüllt oder Befehle nicht ausgeführt werden. Ebenso muss es jederzeit per
Safeword möglich sein, das Spiel abzubrechen und den passiven Part aus der Situation zu holen. Das ist besonders relevant, wenn Bottom oder Top sich noch im Lernprozess befinden und wenig Erfahrung haben. Vorsicht ist in jedem Fall besser und sollte niemals als Schwäche oder Widerwillen missverstanden werden.
Rücksicht
Wie bereits thematisiert, muss nicht jeder zu jedem passen – das gilt sowohl im
BDSM als auch in romantischen Beziehungen. Beide Bereiche können bewusst verbunden oder getrennt werden, und jedes Paar legt seinen individuellen Kompromissrahmen fest. Dabei ist niemand „falsch“, nur weil die Chemie mit einem bestimmten Partner nicht stimmt. So kann die Kombination aus Brat und klassischem Dom zu Missverständnissen führen, während die aus
Brat und Tamer oft für erfüllte und lustvolle Stunden sorgt.
Merke also: Reden, reden, reden – genau klären, was einem warum wichtig ist, und ehrlich feststellen, inwiefern gemeinsame Schnittstellen Potenzial für mehr bieten. Das gilt auch für die
Grenzen des Tops, die ein Bottom selbstverständlich respektieren sollte. Wenn der Faktor Liebe hinzukommt, schmerzt eine
Manipulation noch mehr – und das ist etwas, das (unabhängig von romantischen Gefühlen) wirklich nicht sein muss.
Fazit? BDSM- und Liebesbeziehungen sind sich doch gar nicht so unähnlich …
Letztlich sollten in beiden Fällen bewusster, rücksichtsvoller und
empathischer Umgangmiteinander stehen, was eine besondere Intimität schafft. Ob man dazu verliebt sein muss? Heaven knows – jedes Paar hat da seine eigene Meinung und Gestaltung.
Im BDSM-Bereich kann das Fehlen von Liebe (kein Makel!) sogar Vorteile bringen, da man etwas fordern kann, was im Vanilla-Partner nicht möglich ist. Warum also nicht mit einem anderen Gegenüber auf andere Weise fallen lassen, wenn das in der eigenen Beziehung offen besprochen ist? Viele Menschen pflegen BDSM-Kontakte, zum Teil auch per
Sexcamchat, zusätzlich zu Vanilla-Partnerschaften. Solange alle Beteiligten einverstanden sind, ist das völlig in Ordnung. Sonst droht das Öffnen eines beziehungsschädigenden Fasses – und das will niemand.