Bei BDSM-Sessions zwischen Degrader und Degradee steht die gezielte Inszenierung von Macht, Scham und Unterwerfung im Zentrum. Es handelt sich um eine besondere Form der erotischen Interaktion, bei der psychologische Elemente wie Kontrolle, Bloßstellung und verbale oder körperliche Erniedrigung gezielt eingesetzt werden. Der Degrader nimmt dabei die aktiv-dominante Rolle ein, führt und lenkt das Geschehen mit sicherer Hand. Der Degradee hingegen findet Lust darin, sich in diese Dynamik hineinzugeben und sich in einem vorher vereinbarten Rahmen herabsetzen zu lassen. Für viele ist genau dieses Spannungsfeld der besondere Reiz an solchen Sessions.
Was macht einen Degrader im BDSM aus?
Degrader ist ein Synonym für eine
im BDSM dominante Person (Top), die ein Faible dafür hat, andere (Bottoms) zu unterwerfen und zu erniedrigen. Dabei geht es ihr darum, den anderen in dafür geeignete Situationen zu bringen, wobei das Spiel mit Scham(-gefühl) eine wesentliche Rolle spielt. Wie genau diese
Erniedrigung und/oder Demütigung aussieht und was als erniedrigend wahrgenommen wird, liegt natürlich im Auge des Betrachters. Ein Degrader hat jedoch ein ausgeprägtes Gefühl dafür, sowohl geeignete Handlungen als auch deren Durchführung (inklusive verbaler Begleitung) zu finden.
Beliebt sind in diesem Zusammenhang unter anderem
- Keuschhaltung,
- Cuckold/Cuckquean- und Hotwife-Szenarien,
- Impact-Sessions,
- Discipline (Stichwort Strafe als Erniedrigung)
- Natursekt oder
- auch andere Handlungen, sofern sie als erniedrigend betrachtet werden.
Besonders gut gelingt dies mithilfe von Rollenspielen, die schon von Natur aus ein gewisses Machtgefälle und eine thematische Grundlage dafür bieten.
Man denke etwa an
Schulmädchen-Role-Plays oder das Pigplay im Rahmen des Petplays. Doch selbst davon unabhängig funktioniert das Degrading sehr gut, weshalb es zu den kreativsten, wenn für viele Menschen auch unangenehmsten BDSM-Szenarien zählt.
Für wen ist Degrading reizvoll – und wer passt als Gegenpart?
Degrader empfinden Lust daran, dass jemand Scham empfindet und genießen es, andere (vielleicht auch über
Dirty Talk oder eine ähnliche Sprachvariante) zu erniedrigen und innerhalb von Sessions soziale Konstruktionen aufzubrechen. Das kann verschiedene dominante Personen wie Herrinnen oder Herren betreffen. Doch auch Hotwifes und
Bulls können sich dem Cuckold gegenüber dafür interessieren. Ebenso haben manche Rope Tops Spaß am Shame Play, bei dem eine erzwungene Fixierung zur Bloßstellung führt. Und für
Brats kann die Erniedrigung ebenfalls noch einmal richtig derbe packen, weshalb sich auch manche Brat Tamer für das Degrading begeistern. Daher sind speziell
- Degradees,
- Brats,
- Serfs (als Möbelstpck oder als Service Personal)
- oder manche auch Subs
potenziell gute Gegenparts zum Degrader. Apropos Degradees …
Was kennzeichnet einen Degradee im BDSM-Kontext?
Degradees sind Bottoms, die es als erotisch-sexuellen Kick betrachten, sich durch
eine dominante Person im Rahmen einer Session erniedrigen oder sogar demütigen zu lassen. Dabei hängt es vom individuellen Geschmack ab, ob diese Erniedrigungen oder Demütigungen verbaler oder physischer Natur sind.
Wichtig ist dabei allerdings, dass das Ganze grundsätzlich im gegenseitigen Einvernehmen geschieht, auch wenn der Degradee sich in der konkreten Situation – etwa bei einer (öffentlichen) Vorführung dann unwohl fühlt.
Denn genau diese Unbehaglichkeit ist ja dann der Kick. Indes: Hält sich der Degrader nicht an das Abgemachte, kann es schnell dazu kommen, dass der Kick wegfällt und das Spiel seinen Reiz verliert, weil es zu einer echten Beschämung wird. Daher benötigt man dafür
viel Fingerspitzengefühl. Dazu gleich aber auch noch mehr.
Grundsätzlich stellen Degradees in puncto Vorlieben jedoch gute Gegenstücke zu den verschiedenen Degradern dar.
- als Exhibitionist, die sich gern erniedrigen lassen
- oder als Serfs, wenn sie ein Faible für Objektizifierungen haben.
Dabei genießen es Degradees (oder Bottoms mit entsprechenden Zügen) generell, aber in einem individuell unterschiedlich stark oder schwach ausgeprägten Maße,
sich beleidigen zu lassen |
über verschiedene Aktionen (teilweise auch vor Dritten) bloßgestellt zu werden |
nicht mehr gemäß sozialer Rollen behandelt zu werden |
und sich insgesamt unbehaglich zu fühlen |
Sicher erniedrigen: Regeln und Grenzen beim Degrading im BDSM
Beim Erniedrigen und Erniedrigt-Werden, geht es darum, den Bottom auf eine Weise herabzusetzen, die mit einer (häufig persönlichen) Bloßstellung verbunden ist, aus der aber sowohl der dominante als auch der submissiven Part
einen positiven sexuell-erotischen Mehrwert ziehen. Ohne Zweifel kann es also, wenn man die Grenzen nicht deutlich genug absteckt, dazu kommen, dass sich der Degradee persönlich angegriffen fühlt und aus Spaß Ernst wird.
Um dies zu vermeiden, sollten Degrader mit potenziellen Degradees oder anderen entsprechenden Bottoms darüber sprechen,
welche Bezeichnungen in Ordnung gehen |
ob Bloßstellungen nur im privaten oder auch im öffentlichen Rahmen geschehen dürfen |
wie es mit dem Einsatz von Hilfsmitteln inklusive Körperflüssigkeiten und Nahrungsmitteln aussieht |
und wie das Spiel gestoppt oder zumindest heruntergefahren werden kann. |
Essenziell dabei: Natürlich spielt auch die Tagesform eine Rolle, weshalb Degrader ein sicheres Gefühl dafür benötigen, in welcher Verfassung sich ihr Gegenpart befindet und wie weit sie an einem konkreten Tag gehen können.
Schließlich kann eine Bezeichnung an einem Tag die gewünschte, lustvolle Erniedrigung sein und an einem anderen im negativen, verletzlichen Sinne treffend wirken. Doch auch die Übernahme dieser Verantwortung und der entsprechende Umgang mit ihr (Stichwort
Nachsorge und gekonnter Umgang mit persönlicher Würde) haben für Degrader und Degradees ihren ganz eigenen Reiz.