In der deutschen Sprache lässt sich dieser Begriff mit ‚Vergewaltigungsspiel‘ übersetzen. Damit ist bereits klar, dass es sich beim Rape Play um eine extreme und keineswegs unstrittige Spielart handelt.
Was genau ist ein Rape Play?
Rape Play ist ein kontrolliertes BDSM-Rollenspiel, das auf Fantasien über Dominanz, Unterwerfung und Machtverlust basiert. Auf Basis einer vorherigen Vereinbarung erlaubt es das kreative Spiel mit Überwältigungsszenarien und Gewaltfantasien, wobei reale Grenzen nicht überschritten werden dürfen.
Die Inszenierung einer fiktiven Vergewaltigung bietet einen geschützten Rahmen, um Machtgefälle, erotische Tabus und intensive psychologische Reize zu erforschen. Und diese sind keineswegs eine Randerscheinung:
Studien zeigen, dass solche Fantasien weitverbreitet sind und nicht mit echtem Gewaltwunsch oder traumatischen Erfahrungen gleichzusetzen sind.
Psychologische Hintergründe
Viele Menschen haben Fantasien rund um den absichtlichen Kontrollverlust. Ein Rape Play als CNC-BDSM-Rollenspiel ermöglicht es, diese Wünsche sicher auszuleben. Die Lust entsteht aus dem Spiel mit
- Dominanz und Unterwerfung,
- aus der Inszenierung von Tabus
- und der emotionalen Intensität des Rollenspiels.
Die Rollen von CNC und Metakonsens im Rape Play CNC (Consensual Non-Consent) ist eine zentrale Komponente von Rape Play. Nur wenn man Überwältigungsszenarien im Vorfeld bespricht und alle Beteiligten um die Do’s und Dont’s wissen, kann und darf man scheinbar unerwünschte Handlungen erotisch zu inszenieren. Ergänzend sorgt der
Metakonsens dafür, dass alle Beteiligten kontinuierlich über Grenzen, Komfortzonen und Wünsche informiert bleiben.
Dabei gilt: CNC steigert die erotische Intensität und Tabubrüche im Rollenspiel, während Metakonsens für Sicherheit, Transparenz und psychologische Nachvollziehbarkeit sorgt.
Wer steht darauf und wer praktiziert Rape Play?
Die Anhängerschaft ist
Rape Play ist also nicht geschlechtsspezifisch, CNC-BDSM-Rollenspiele können daher von allen Geschlechtern gespielt werden.
Die Rollen im Rape Play
Das Rape Play erfordert stets mehrere Mitspielerinnen beziehungsweise Mitspieler. Einige Menschen neigen eher zur aktiven (Täter-)Rolle, andere finden sich selbst eher in der passiven („Opfer“-)Rolle wieder. Beides kann also seinen Reiz haben – sofern man dementsprechend veranlagt ist. Die jeweiligen Motive wurzeln tief in der menschlichen Psyche.
Die aktive Rolle: Wer im Rape Play gerne eine aktive Rolle übernimmt, hat tendenziell Lust an der Ausübung von Macht und Kontrolle. Das
Erleben von Dominanz und das Steuern der Situation steht für den Kick also im Vordergrund. Im Rahmen einer Absprache und unter der Prämisse, dass niemand dauerhaft bleibende Schäden erleidet, ist diese Neigung übrigens weder abartig noch pervers: Oft sind es gerade das Spiel mit dem Tabu und das Wissen um die Einvernehmlichkeit, die den Reiz ausmachen. Psychologisch kann das Bedürfnis nach Dominanz und Kontrolle auf
- unbewusste Triebe,
- das Austesten von Grenzen
- oder das Erforschen eigener Persönlichkeitsanteile
zurückgehen.
Die passive Rolle:
Für passive Rape Player ist es oft besonders reizvoll, sich in die Hände eines vertrauenswürdigen Partners zu begeben und dabei eine Inszenierung von Machtlosigkeit zu erleben – immer wissend, dass sie das Geschehen jederzeit unterbrechen könnten.
Auch hier spielen psychologische Faktoren wie
- das Bedürfnis nach Geborgenheit und emotionaler Intensität,
- das Ausleben von Fantasien
- Hingabe
- und/oder die Lust an Tabubrüchen
eine Rolle.
Kurz gesagt: Ob aktiv oder passiv – das Verlangen, bestimmte Rollen beim Rape Play einzunehmen, entsteht meist aus dem Zusammenspiel von individuellen Fantasien, psychologischen Bedürfnissen und dem Wunsch, in einem sicheren Rahmen Macht und Ohnmacht zu erleben. Entscheidend sind dabei immer die Einvernehmlichkeit und das gegenseitige Vertrauen, das solche Rollenspiele erst möglich und lustvoll macht.
Wie läuft das Rape-Play ab?
Es gibt kein festgelegtes Drehbuch – man kann den Handlungsstrang also selbst festlegen. Statistische Erhebungen gibt es zwar nicht, doch viele Paare erleben dieses Spiel regelmäßig im eigenen Schlafzimmer, natürlich mit selbst festgelegten Spielregeln. Für viele Rape Player liegt ein besonderer Reiz jedoch darin, das extreme Spiel nach außen zu tragen.
Ein typisches Beispiel klingt nach einer Entführungs-Szene aus einem Krimi oder Thriller: Eine gefesselte und geknebelte Person wird an einen ihr unbekannten Ort verbracht, um dort von einer oder mehreren anderen fiktiv „vergewaltigt“ zu werden. wenn Außenstehende das Szenario nicht von echtem Missbrauch unterscheiden können, ist der Ablauf aus Sicht der Role Player perfekt.
Dennoch beziehungsweise deshalb bleibt es wichtig: Das Spiel lebt von der Illusion der Machtlosigkeit, basiert aber immer auf vorheriger, bewusster Zustimmung und klaren Absprachen. Die Grenzen und Wünsche aller Beteiligten müssen respektiert werden.
Was muss man dabei beachten?
Bei dieser eindeutig harten Sexspielart (s. übrigens auch unseren Artikel
Porno-Kinks mit echter Wucht in diesem Zusammenhang) gibt es wesentliche Aspekte, die man keinesfalls ignorieren darf.
- Absolute Einvernehmlichkeit: Sobald eine beteiligte Person nicht mit diesem Spiel einverstanden ist, wird die Grenze zur Straftat überschritten. Niemand darf hierzu gedrängt oder auch nur überredet werden.
- Uneingeschränktes Vertrauen: Wer beim Rape Play die Rolle des Vergewaltigungsopfers übernimmt, muss sich darauf verlassen können, dass keine Gefahr für Leib und Leben besteht. Daher ist ein tiefes Vertrauensverhältnis zur aktiven Person unerlässlich, besonders wenn Dritte beteiligt sind.
- Sicherheit: Da dieses Spiel oft mit einer großen Härte verbunden ist, darf die körperliche Unversehrtheit des „Opfers“ niemals gefährdet werden. Schutz- und Verhütungsmittel wie Kondome sollten selbstverständlich sein. Ein vereinbartes Safeword, das allen bekannt ist, sorgt für zusätzliche Sicherheit und stärkt das gegenseitige Vertrauen.
- Transparenz: Alle am Rape-Play Beteiligten müssen genau wissen, worum es geht. Andernfalls kann es zu Missverständnissen kommen, wenn Außenstehende von einer echten Vergewaltigung ausgehen und die Polizei alarmieren. In einem solchen Fall kann das Ganze als Vortäuschung einer Straftat gewertet werden, was zu rechtlichen Konsequenzen führt.
Erweiterte Sicherheitsmaßnahmen: Neben
Safewords sind auch nonverbale Signale – etwa ein Gegenstand, der im Notfall fallen gelassen werden kann – sowie regelmäßige Check-ins während des Spiels und schriftliche Absprachen sinnvoll. Besonders bei intensiven Szenarien empfiehlt es sich, gemeinsam einen Notfallplan zu besprechen.
Nach einem intensiven Rollenspiel ist es zudem wichtig, sich Zeit für
Nachsorge (Aftercare) zu nehmen. Das kann
- Kuscheln,
- Reden,
- gemeinsames Entspannen
- oder auch einfach ein Glas Wasser
sein. Aftercare hilft dementsprechend dabei emotionale Reaktionen aufzufangen und das Erlebte gemeinsam zu verarbeiten.
Recht und Hilfe
Die
rechtliche Lage zu BDSM und in diesem Zusammenhang auch Rape Play beziehungsweise CNC ist komplex und variiert je nach Land. In Deutschland gilt das Prinzip der Einvernehmlichkeit, siehe auch
§ 177 StGB.
Dennoch kann es zu Missverständnissen mit Dritten oder rechtlichen Problemen kommen, wenn etwa Nachbarn die Polizei rufen oder eine Partei nachträglich ihre Zustimmung widerruft. Manche Paare dokumentieren ihre Zustimmung schriftlich oder per Video – das bietet aber keinen absoluten Rechtsschutz. Es empfiehlt sich, sich vorab genauer über die Gesetzeslage zu informieren und offen über Risiken zu sprechen.
Stigmatisierung und Unterstützung: Menschen mit solchen Fantasien werden oft stigmatisiert. Es ist aber – wie inzwischen schon angesprochen – wichtig zu wissen, dass Rape Play nichts mit einem Wunsch nach echter Gewalt zu tun hat und keine Aussage über die psychische Gesundheit der Beteiligten trifft. Wer sich unsicher fühlt oder Fragen hat, kann sich an Beratungsstellen wenden.
Das Gleiche gilt auch für den Fall, dass man tatsächlich von sexueller Gewalt betroffen sein sollte oder in einem vergleichbaren Zusammenhang Unterstützung benötigt. Dann kann man sich unter anderem an das
Hilfetelefon (für Frauen) oder auch an das
Männerhilfetelefon wenden.