Der Markt für Anal-Toys für Männer boomt. Besonders Produkte für die männliche Prostata-Stimulation gehen weg wie warme Semmeln. Doch während die Lust auf Stimulation „von hinten“ wächst, hält sich ein hartnäckiges Tabu: Der Mann als empfangender Part beim Analsex? Für viele noch immer ein absolutes No-Go – zumindest in der Außendarstellung. Zwischen sexueller Neugier und gesellschaftlicher Erwartung klafft also eine riesige Lücke. Dieser Artikel beleuchtet, warum der passive Analsex beim Mann noch immer mit so vielen Vorurteilen belegt ist, was das mit toxischer Männlichkeit zu tun hat – und warum es höchste Zeit ist, dieses Thema offen und lustvoll anzugehen.
Heimlich geil? Der Boom der Analsex-Toys für Männer
Der Markt für Anal-Toys und Spielzeug für die
Prostatamassage boomt – und das nicht nur im Verborgenen. Laut aktuellen Marktanalysen wächst der europäische Sexspielzeugmarkt jährlich um rund 7,6 %, mit
Deutschland als größtem Einzelmarkt: Rund 28 % des Umsatzes entfallen auf deutsche Kundinnen und Kunden.
Auffällig ist der Wandel bei den Zielgruppen: Männer kaufen Anal-Toys mittlerweile häufiger als Frauen – ein Tabubruch in der Statistik, den Hersteller mit Rekordzahlen feiern. Allein in den letzten drei Jahren stieg der Umsatz mit Prostata-Vibratoren und analem Zubehör für Männer um bis zu 50 %.
Was treibt diesen Boom an? Zum einen sind es technologische Innovationen: Moderne Anal-Toys sind längst echte High-End-Produkte. Marken wie Lovense, LELO oder b-Vibe bieten Modelle mit
- App-Steuerung,
- KI-gestützten Stimulationsmustern,
- VR-Integration
- oder adaptivem Feedback –
also Toys, die sich in Echtzeit auf Körperreaktionen einstellen. Ergonomisches Design, medizinisches Silikon, wiederaufladbare Akkus, wasserfeste Verarbeitung und sogar nachhaltige Materialien gehören zum Standard. Besonders beliebt: Rimming-Plugs, Prostata-Stimulatoren mit pulsierender Spitze und Systeme, die sich in einen Harness oder Partnertoys integrieren lassen – und solche wie der
Double Dipper, die ganz ohne jegliche Bänder oder Träger auskommen.
Ein weiterer Faktor: die Diskretion des Online-Handels. Laut einer Umfrage von
Statista schätzen über 70 % der Männer beim Kauf von Anal-Toys wie dem
Analplugs P-Spot Kit die anonyme Lieferung, gefolgt von einer „großen Auswahl ohne peinliche Beratungssituation“.
In sex-positiven Foren wie JOYclub oder Reddit berichten Nutzer, wie ihnen die Community hilft, Schamgefühle zu überwinden. Immer mehr Männer erzählen dort von Orgasmen über die Prostata, vom Reiz des Loslassens – und von dem Gefühl, durch Analspiele wie Pegging einen Teil ihrer Sexualität neu zu entdecken. So wie Stan beim
ersten Mal Strapon-Sex …
„Mein Arsch bleibt Jungfrau!“ – Warum Männer sich trotzdem zieren
So groß die heimliche Lust auf passiven Analsex als Mann auch ist – offen darüber sprechen? Für viele Männer ein No-Go. Der Grund liegt nicht in mangelnder
Libido, sondern tief in gesellschaftlichen Prägungen. Denn der Mann, der empfängt – das passt für viele (noch) nicht ins Bild klassischer Männlichkeit. Ein zentrales Problem sind toxische Männlichkeitsideale.
Noch immer wird passiver Analverkehr beim Mann fälschlicherweise fast ausschließlich mit homosexuellen Praktiken gleichgesetzt. Wer als Mann Lust auf anale Stimulation äußert, riskiert schnell, als „unmännlich“ oder „schwul“ abgestempelt zu werden – selbst beim
Pegging im heterosexuellen Kontext. Homophobie, Macho-Klischees und sexuelle Unsicherheit greifen hier tief ineinander und blockieren eine offene Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper.
Hinzu kommen Scham, Witze und Ekelkultur:
- Vom „Gefängniswitz“
- über Sprüche wie „Passiver Analsex ist doch nichts für echte Männer“
- bis zur Angst vor Schmerzen, Inkontinenz oder mangelnder Hygiene –
all das trägt dazu bei, dass viele Männer ihre Neugier lieber verstecken. Aufklärung? Fehlanzeige. Es fehlt an prominenten männlichen Vorbildern, die öffentlich über die Lust am passiven Analsex und
analen Orgasmen sprechen. Stattdessen tasten sich viele anonym über Foren und diskrete Online-Bestellungen an das Thema heran – oder verdrängen ihre Lust vollständig.
Auch in sozialer Hinsicht wird das Schweigen zum Problem. Männer, die in Beziehungen leben, trauen sich oft nicht, ihre Wünsche gegenüber der Partnerin
zu formulieren – aus Angst vor Ablehnung, Irritation oder einem Imageverlust. Dabei zeigen Studien wie die von Rick Roels und Eric Janssen:
Offene Kommunikation über sexuelle Wünsche fördert nicht nur die individuelle Zufriedenheit, sondern auch Beziehungsqualität und Intimität.
Und wissenschaftlich ist in Sachen Analsex ebenfalls klar:
Scham und internalisierte Vorurteile wirken sich messbar negativ auf die sexuelle Gesundheit aus. Wer ständig gegen die eigene Lust ankämpft, erlebt häufiger Stress, Unzufriedenheit und das Gefühl von sexueller Einschränkung. Ein ehrlicher Umgang mit sich selbst – und
dem eigenen Hintern – wäre also kein Kontrollverlust, sondern ein Gewinn an Freiheit.
Zeit für eine neue Lustkultur: Passiver Analsex braucht Outings
Wenn Männer ihre
(Solo-)Sexualität angstfrei entdecken sollen, helfen nicht nur Toys und Tutorials – es braucht eine neue Lustkultur. Eine Kultur, in der passiver Analsex nicht länger als Ausnahme, Mutprobe oder gar als Makel gilt, sondern ein selbstverständlicher
Teil sexueller Vielfalt sein kann. Nicht jeder muss passiven Analsex beim Mann mögen – aber jeder sollte die Freiheit haben, es zu mögen.
Ein zentraler Schlüssel: mehr Repräsentation. Wenn Männer – ob anonym oder öffentlich – offen über ihre Erfahrungen mit analem Lustempfang sprechen, entstehen Räume der Normalisierung und Zugehörigkeit.
In queeren Kontexten ist das längst Realität: Dort ist sexpositive Männlichkeit kein Widerspruch, sondern Ausdruck gelebter Vielfalt. Und auch heterosexuelle Männer profitieren davon, wenn sie sich von Vorurteilen lösen und echte Erlebnisse austauschen – in Foren, Podcasts, Ratgebern oder persönlichen Gesprächen. Dabei hat sich gezeigt, dass eine positive sexuelle Identitätsentwicklung
- das Selbstbild stärkt,
- Stress reduziert
- und die emotionale Stabilität fördert.
Dies wirkt sich auf auch klassisch heterosexuelle Paarbeziehungen aus: Praktiken wie Pegging oder gemeinsames Erkunden analer Lust von Fingerspielen bis
Analfisting sind für viele Paare ein Türöffner – nicht nur zu mehr körperlicher Intensität, sondern auch zu emotionaler Nähe. Wer offen spricht, stärkt das Vertrauen. Wer loslässt, entdeckt oft ganz neue Seiten an sich selbst.
Womöglich kommt irgendwann sogar noch ein zweiter Mann für
Bi-MMF-Erfahrungen ins Spiel? Erlaubt ist, was beiden gefällt – und wer spricht, dem kann geholfen werden. Und ja – ein bisschen Humor und Leichtigkeit hilft, auch und gerade in Sachen AV. Reden statt verkrampfen. Lachen, wenn’s ruckelt.
Viele Onlineshops bieten heute anonyme Beratung, FAQs und Einstiegshilfen, manche sogar per Chat oder Video. Medien, Influencer und Erotikplattformen tragen zunehmend dazu bei, überholte Vorstellungen
im Hinblick auf den Po zu hinterfragen.
Denn: Wer neugierig bleibt, entdeckt sich immer wieder neu – auch hintenrum.
Fazit: Mehr Mut zum eigenen Arsch – und zur eigenen Lust
Der männliche Körper hat Lustzonen, über die jahrzehntelang geschwiegen wurde. Passiver Analsex beim Mann ist längst keine Randerscheinung mehr, sondern
Teil einer sexuellen Realität, die nach Anerkennung und Offenheit ruft. Die Nachfrage boomt, das Interesse ist da – was fehlt, ist oft nur das Gespräch.
Ob durch Pegging, Prostata-Stimulation oder Spiele mit
Analvibratoren oder -plugs: Männer haben das Recht, ihre Sexualität in voller Bandbreite zu entdecken – ohne Spott, ohne Scham, ohne Klischees. Es ist Zeit, über alte Vorstellungen von Männlichkeit hinauszuwachsen und sich mit Neugier, Wissen und Respekt auf neue Erfahrungen einzulassen.
Merke: Lust beginnt im Kopf – und endet nicht am Schließmuskel. Und darum ist es höchste Zeit, dieses Tabu nicht nur zu hinterfragen, sondern es offen und lustvoll zu enttabuisieren!