Ohne den Kontext zu kennen, denkt man bei diesem Begriff als Erstes an Pferdehändler*innen. Im erotischen Sinn ist freilich etwas vollkommen anderes gemeint. Auf dem sogenannten Stutenmarkt (engl. Mare Market) lassen sich Frauen oder beim Sex passive (in der Regel homo- oder bisexuelle) Männer für lustvolle Spiele feilbieten.
Wo und mit wem findet der Stutenmarkt statt?
Ein Stall oder die Halle eines Reitguts scheint naheliegend, ist aber meistens nicht die Location der Wahl. Eher bietet sich ein Swingerclub oder eine vergleichbare Einrichtung an. Es liegt auf der Hand, dass ein Stutenmarkt dort nicht spontan abgehalten wird, sondern von langer Hand geplant werden muss. Wer teilnehmen will, meldet sich frühzeitig an und nennt dabei auch die eigene Rolle, in der sie/er dann aber auch ohne zu Switchen bis zum Ende der Veranstaltung bleiben muss. Die Rollen teilen sich wie folgt auf:
- Sexuell besonders aktive wie dominante Männer übernehmen die Positionen der Deckhengste,
- devote Frauen und/oder bi- sowie homosexuelle Männer gelten als Zuchtstuten,
- die Rittmeister kümmern sich um die Organisation und Durchführung der Veranstaltung. Das geschieht unter anderem dadurch, dass sie beim Stylen der Zuchtstuten helfen, die ausgewählten Stuten später den Hengsten zuführen und darauf achten, dass sich alle Beteiligten an die vereinbarten Spielregeln halten.
- Stallburschen / Deckhelfern hingegen obliegt es, für die anderweitige Bedürfniserfüllung der Stuten (unter anderem Essen und Trinken oder den Zustand ihrer Ausrüstung) zu sorgen und ihre Ställe zu reinigen.
Allerdings ist im Hinblick auf diese Rollen festzuhalten, dass es sich hierbei lediglich um eine grundsätzliche Beschreibung handelt und jeder Stutenmarkt – ähnlich wie viele
Schlosspartys – seine ganz eigenen Statuten und Definitionen hat, die es zu berücksichtigen gilt. Dazu im Abschnitt Beachtenswertes noch etwas mehr.
Wie läuft das Ganze ab?
Meist lässt man die Stuten vor den Deckhengsten ein. So bleibt genug Zeit, die Stuten erotisch zu stylen, was ein wesentlicher Teil des Spiels ist. Passend dazu sind Rittmeister ebenso wie die Stuten frühzeitig anwesend und übernehmen einen Teil der Vorbereitung.
Dazu gehört etwa,
- den Stuten die Augen zu verbinden,
- ihnen ein Halsband anzulegen und
- ihnen die Hände zu fesseln.
Anschließend verteilt man sie im dafür vorgesehenen Raum beziehungsweise in der Halle, um sie den dann eingetroffenen Hengsten zu präsentieren. Diese können anschließend aus den verfügbaren Stuten wählen. Je nach Konzept des Stutenmarktes finden die sexuellen Handlungen in Anwesenheit der Deckhengste und Rittmeister oder in einem Separee statt. Sicherlich ist es für den Reiz am individuellen Stutenmarkt auch von Bedeutung, ob die Stute auch zwei oder mehreren Hengsten gleichzeitig zu Diensten sein muss. Das lässt sich schon im Vorfeld bei einem Blick in die „AGBs“ erkennen.
In jedem Fall ist und bleibt die Augenbinde, die die Stute die ganze Zeit tragen soll, ein wesentliches Element. Dabei ist es die Aufgabe der Deckhengste, der Rittmeister und der Stallburschen, dass sich die submissive Stuten sicher im Raum bewegen können. Zudem kümmern sich die letztgenannten Personengruppen bei Bedarf um das leibliche Wohl der Stuten. Also etwa um
- die Versorgung mit Speisen und Getränken,
- den Gang zur Toilette oder
- die Pause in einem Ruheraum, wo die Stute die Augenbinde abnehmen darf, weil die Deckhengste dorthin keinen Zutritt haben.
Die Veranstaltung endet dann letztlich damit, dass alle Hengste befriedigt nach Hause fahren.
Was ist der Reiz beim Stutenmarkt?
Für die meisten Menschen liegt der besondere Kick in der Tatsache, mit anonym und mit wechselnden Partner*innen hemmungslosen Sex haben zu können. Dass in vielen Fällen Zuschauer*innen mit anwesend sind, spielt ebenfalls eine erhebliche Rolle. Da den Stuten die Sicht auf ihre Partner verwehrt ist, erleben sie den Sex ausschließlich mit allen anderen Sinnen.
Auch der Begriff des ‚Stutenmarktes‘ trägt seinen Teil zum lustvollen Erleben bei. Denn dieses Wort ist im erotischen Kontext klar dem
Dirty Talk zuzurechnen, der für die meisten Menschen ebenfalls nicht alltäglich ist.
Inwiefern sind Anknüpfungspunkte zu anderen erotischen Spielarten denkbar?
Unter anderem lässt sich das
Ponyplay auf dem Stutenmarkt praktizieren. Es hängt aber nicht fix mit diesem zusammen. Die submissiv-passive Person schlüpft hierbei in die Rolle eines weiblichen Pferdes oder Ponys, um dementsprechend beritten und/oder kontrolliert beziehungsweise dressiert zu werden. Die Attribute reichen hier von der Pferdekopfmaske über den typischen Schweif bis zu sogenannten Pony Boots, die den Hufen des Tieres nachempfunden wurden. Häufig tragen auch die zugehörigen Reiter*innen ein passendes Outfit, bei dem der Helm und die Reitgerte fast obligatorisch sind. Wichtig: Beim Ponyplay muss es nicht zwingend um Sex gehen, weshalb es, wie angesprochen, nicht unbedingt Bestandteil des Stutenmarktes zu sein braucht.
Weiterhin lassen sich aber auch
- Herrenüberschuss-,
- Gangbang- oder
- Szenarien der Fremdbenutzung im Zuge des Auslebens von BDSM-Beziehungen
beim Stutenmarkt realisieren, sofern die Beteiligten in der Lage sind, ihre diesbezüglichen Ideen mit dem Konzept des Stutenmarkts in Einklang zu bringen.
Worauf muss man beim Besuch einer solchen Veranstaltung achten?
Bei einem Stutenmarkt gelten klare Regeln, an die sich alle Beteiligten strikt zu halten haben. So müssen Stuten und ihre „Besitzer*innen“ etwaige Tabus im Vorfeld benennen, wobei diese nicht mit den Spielregeln kollidieren dürfen. Da der Gehorsam der Stute wesentliche Grundbedingung ist, ist es die oberste Pflicht aller anderen aktiven Beteiligten, sich für deren körperliche wie seelische Sicherheit einzusetzen.
Wer Interesse an diesem Veranstaltungsformat hat, sich aber bislang zu keiner Teilnahme durchringen konnte, sollte sich dementsprechend im Vorfeld ausführlich darüber informieren. In verschiedenen Dating-Communitys kann man sich gut darüber austauschen und bekommt auch hilfreiche Tipps zu passenden Veranstaltungen in der eigenen Region. Einige Personen bieten sich auch als erfahrene Begleiter*innen für Neulinge an.