Dieser Begriff ist speziell im BDSM-Kontext gebräuchlich und durchaus wörtlich zu verstehen: Eine sexuell dominante Person gibt ihr devotes Pendant für das lustvolle Spiel mit ausgewählten Dritten frei. Meist ist die fremdbenutzbare Person weiblich. Männliche sowie trans- und intersexuelle Menschen sind in dieser Rolle aber auch keine Seltenheit. Oft verwendet man den Verleih oder die Vorführung als Synonym für eine Fremdbenutzung. Allerdings ist der hier beschriebene Begriff expliziter und in der Regel weniger missverständlich.
Was passiert bei der Fremdbenutzung im BDSM?
Eine exakte Definition der Fremdbenutzung im BDSM gibt es nicht, doch fast immer spielt sie sich im BDSM- oder Fetisch-Kontext ab. Dabei überträgt eine devote Person die Kontrolle über die eigene Sexualität vollständig an das dominante Gegenüber. Der dominante Part entscheidet, was damit geschieht – ein klassischer Fall von Metakonsens. In manchen Partnerschaften bleibt diese Erotik privat, andere dominant-submissive Paare besuchen gemeinsam BDSM-Clubs oder kinky Partys um sich dort erotisch zu zeigen.
Wenn der dominante Part das devote Gegenüber für eine bestimmte Zeit „zu treuen Händen“ an eine dritte Person überlässt, nennt man das Fremdbenutzung. Meist findet sie in BDSM-Sessions statt, kann aber auch einfach Sex mit klaren Machtverhältnissen sein. Public Disgrace zählt zu beliebten Varianten. Alle Details, insbesondere Tabus, klären die Beteiligten vorher, meist bespricht der dominante Part die Absprachen, nicht die fremdbenutzbare Person.
Die Fremdbenutzung in Pornos, Camsex und erotischen Geschichten
In der Pornografie (speziell im
BDSM-Porn) ist die sexuelle Benutzung durch weitere Personen ein häufig genutztes Thema. Die Geschichte der O aus dem Jahr 1954 ist ein bekanntes Beispiel, in dem die Protagonistin nicht nur ihrem Geliebten René, sondern später auch dem dominanten Sir Steven unterworfen ist. Diese Fantasie taucht aber auch in anderen
Sexgeschichten immer wieder auf.
Im Rahmen von kostenpflichtigen oder kostenlosen
Sex Video Calls kann Fremdbenutzung zudem darin bestehen, dass der dominante Part das devote Gegenüber dazu anleitet, sich vor der Kamera anderen Menschen zu präsentieren oder mit ihnen zu interagieren. Und nicht zuletzt lässt sich beides miteinander kombinieren – wie etwa in unserer erotischen Geschichte
Warten auf den, der kommt.
Die Bandbreite reicht dabei von sanfter Überlassung bis zu härteren Praktiken wie
Breast Play |
Cock and Ball Torture (CBT) |
Impact Play wie Spanking oder Flagellantismus |
Bondage |
Disziplinierungen und Erniedrigungen |
sowie Lustschmerzpraktiken wie etwa Strappado oder Bastonade |
Aber nicht nur die Handlung und das Szenenbild, auch Kleidung und Styling spielen häufig eine Rolle. Typisch sind etwa
- High Heels oder sogar Sky Heels,
- halterlose Nylonstrümpfe oder Strapse,
- Korsett oder Corsage sowie
- zarte Handschuhe
- und ein zum Outfit passendes Make-up.
Die konkrete Auswahl orientiert sich dann am jeweiligen Kontext: Das zum Sex freigegebene „Bückstück“ trägt oft Tüll und Nylon, während die (submissive) Masochistin häufig Lack, Leder oder
Latex bevorzugt.
Unterschiede & Gemeinsamkeiten: Cuckolding, Vorführung und Fremdbenutzung
Es gibt Schnittmengen zwischen Cuckolding, Vorführung und Fremdbenutzung. Jedoch unterscheiden sich die Vorzeichen:
- Ein Cuckold begibt sich aus freien Stücken in eine passiv-devote Rolle und zieht Lust daraus, wie seine Partnerin sich einer anderen, dominanten Person unterwirft. Dennoch hat sie ihm zusammen gegenüber noch die vollständige Weisungsbefugnis.
- Die Vorführung unterscheidet sich von der Fremdbenutzung darin, dass andere Tops und/oder Subs lediglich zuschauen, wie die oder der Bottom von seinem dominanten Partner präsentiert wird. Mitmachen ist dabei nicht per se erlaubt. Vielmehr es bedarf weiterer Absprachen, um Mitwirkung zu gestatten.
- Im Fall der Fremdbenutzung überlässt der dominante Partner das Bottom für eine gewisse Zeit einem anderen dominanten Part. Dabei erhält der fremde dominante Partner eine gewisse Freiheit, diese Person innerhalb der Grenzen des ursprünglichen Besitzers zu benutzen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Vaginal- und Analsex, Oralverkehr oder BDSM-Praktiken von Fisting bis Spanking handelt. Ob der ursprüngliche „Besitzer“ aktiv am Geschehen teilnimmt, hängt von den individuellen Absprachen ab. In einigen Fällen entscheiden sich die Partner, nach der Freigabe für das Spiel in getrennten Räumen. Allerdings kann auch die Hardcore-Session mit zwei Tops und einem submissiven und/oder devoten Bottom besonders reizvoll sein.
Sicherheit, Konsens und Realität – worauf bei Fremdbenutzung zu achten ist
Fremdbenutzung wirkt auf Außenstehende oft befremdlich, folgt im BDSM jedoch klaren Regeln. Entscheidend bleibt die vollständige Freiwilligkeit aller Beteiligten. Niemand soll seelische oder körperliche Schäden davontragen. Und auch, wenn sich viele Praktiken an Darstellungen im
BDSM-Porno orientieren, lässt sich das dort Gezeigte nicht 1:1 auf reale Sessions übertragen. Schließlich arbeiten Inszenierungen a häufig mit Übertreibungen, die bei einer echten Umsetzung rechtliche Grenzen überschreiten würden.
Dennoch bietet das Szenario der Fremdbenutzung – wie auch die Vorführung oder andere D/s-Arrangements –
ein erotisches Spielfeld, das auf Konsens und Lust aufbaut. Im Zentrum stehen also
- Vertrauen,
- Kommunikation
- und die Lust an der Grenzerfahrung
– ganz gleich, wie hart, provokant oder exhibitionistisch das Setting ausfällt.