Ein Top, mehrere Bottoms ist eine gängige Konstellation in SM- und D/s-Beziehungen, solange alle Beteiligten einvernehmlich zustimmen und sich mit der Dynamik wohlfühlen. Umgekehrt stellt sich die Frage, wie eine Beziehung funktioniert, in der mehrere Tops einen Bottom teilen. Solche Konstellationen erfordern besonders sorgfältige Absprachen, klare Kommunikation und Vertrauen, da man Schnittmengen bei Wünschen, Bedürfnissen und Grenzen finden muss. Individuell und variantenreich gestaltet, können solche Beziehungen sowohl zeitlich als auch in der Intensität unterschiedlich ausfallen. Entscheidend sind jedoch Transparenz, Verantwortungsbewusstsein und gegenseitiger Respekt. Sie tragen wesentlich dazu bei, Machtgefälle sicher auszuleben und emotionale wie physische Bedürfnisse aller Beteiligten zu berücksichtigen.
Verderben viele Köchinnen und/oder Köche den Brei per se?
Kann sein, muss aber nicht. Schließlich ist die Welt des
BDSM nicht einfach nur
schwarz-weiß und dementsprechend sind die damit verbundenen Beziehungen ebenfalls alle individuell. Insofern gibt es diesbezüglich keine feste Regel, ob es „erlaubt“ ist, als Bottom mehrere Tops um sich zu scharen. Vielmehr ist alles erlaubt, was allen Beteiligten gefällt, und das betrifft freilich auch die Personenkonstellation(en).
Gleichzeitig basieren SM- und D/s-Beziehungen idealerweise in besonderem Maß auf
die sich auf die konkreten Wünsche, Bedürfnisse, Fantasien sowie Grenzen von Bottom und Top beziehen. Wobei natürlich auf der Hand liegt, dass sich bei zwei Personen leichter Schnittmengen finden lassen, als dies bei dreien oder noch mehr der Fall ist. Eine potenzielle Grundsatzdiskussion über den Stellenwert von Exklusivität ist inklusive.
Unabhängig davon sind jedoch drei verschiedene Varianten bei der möglichen Konstellation „ein Bottom, mehrere Tops“ besonders gängig:
Variante 1 |
Variante 2 |
Variante 3 |
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der Top erlaubt dem Bottom Sessions mit anderen Tops, wenn er keine Zeit für den Bottom erübrigen kann |
der Bottom will keine feste und/oder exklusive Beziehung, sondern möchte eine gewisse Freiheit mit mehreren Spielpartnerinnen und/oder -partnern genießen |
der Bottom möchte eine Praktik ausprobieren, die der Top nicht beherrscht |
Ja, sind wir hier denn bei „Wünsch dir ’was“?
Das ist jetzt die Gretchenfrage und natürlich steht es uns nicht zu, für alle anderen Menschen darauf zu antworten. Hier aber trotzdem einmal unsere fünfzig Cent zu diesem Thema: Wünschen darf man sich vieles; was davon im Rahmen einer SM- und/oder D/s-Beziehung letztlich umgesetzt wird, ist ein anderes Paar Schuhe. Grundsätzlich tut man aber gut daran, seine eigenen
Red Flags möglichst umfangreich zu ergründen und auch anderen klar zu kommunizieren. So findet idealerweise gar nicht erst zusammen, was schon generell nicht zusammenpasst – zumindest in der Theorie.
Und der Rest hat wahrscheinlich schon ganz brauchbare Chancen, einen gemeinsamen Nenner zu finden. (Wobei man sich auch dann ein regelmäßiges gemeinsames Update gönnen sollte, denn freilich entwickeln sich Beziehungen ja weiter und es entstehen neue Bedürfnisse, während andere vielleicht auch wegfallen.)
In dem Zusammenhang lässt sich Variante 3 relativ gut überblicken und in den Griff bekommen. Mit folgenden Optionen:
- Der Top interessiert sich ebenfalls für die Praktik und ist bereit, sie bei jemand anderem zu erlernen? Dann kann es sein, dass die (zeitweilige) Hinzunahme einer weiteren aktiven, dominanten und/oder sadistischen Person nach einvernehmlicher Absprache eines gemeinsamen Rahmens kein Riesenproblem darstellt.
- Die Praktik ist für den Top nicht interessant und er sieht keinen Bedarf für ihr Erlernen? Dann muss sich der Bottom überlegen, inwiefern diese Praktik ein echtes Must-have für ihn ist oder ob es sich nur um eine geile Fantasie handelt. Falls Zweiteres der Fall ist, kann man es natürlich noch mit ein wenig geschicktem „Unterschieben“ probieren; im Zweifelsfall heißt ein „Nein“ vom Top aber eben „nein“ und ist zu respektieren. In manchen Beziehungen früher; in manchen darf man sich auch etwas mehr herausnehmen.
Übrigens: Ein fiktives Beispiel dafür, wie es aussehen kann, wenn ein zweiter Top zwecks Lernzwecken dazu kommt, bietet unsere Sexgeschichte In zwei schmerzhaften Stichen zur Ekstase, in der es um Gehorsam, Masochismus und Gerdas Markierung als Bottom durch ein Brustwarzenpiercing geht. Reinlesen lohnt sich!
Aber jetzt erst einmal zurück zum eigentlichen Thema ...
Und was ist mit Variante 1 und 2?
In puncto Zeitmanagement sollten sich alle Beteiligten die Frage stellen, inwiefern mit welchem Maß an Aufmerksamkeit auch welches Maß an
(zwischenmenschlicher) Befriedigung verbunden ist. So kann zu wenig davon schnell als Desinteresse ausgelegt werden, was den gefühlten (!) eigenen Wert eines Bottoms schnell einmal in den Keller kippen lassen kann. (Aber eben nicht muss, manche sehen das entspannt und werten die gegebene Zeit als
besondere Quality-Time.)
Im Gegenzug kann ein Top es mit diesem Vorschlag wirklich gut und selbstlos meinen – oder sich eben wirklich nach dem „Ist mir doch wurscht“-Prinzip keine Gedanken machen. Auch hier sind die Ansätze von Person zu Person verschieden und manche machen sich sogar sehr ausgeklügelte Gedanken, wie die Benutzung des Bottoms durch andere Tops aussehen kann – Stichwort „
Bottom-Verleih“.
Und dann bleiben noch die Bottoms, die nicht unbedingt eine feste Beziehung suchen und keinen besonderen Wert auf Exklusivität gegenüber einem Top legen. Sei es, weil sie
- die personelle Abwechslung mögen,
- darauf stehen, die Befriedigung für verschiedene Aspekte bei Tops mit unterschiedlichen Faibles zu finden
- oder aus einem anderen Grund (möglicherweise einer polyamourösen Beziehung) nicht „monogam“ leben und ihre Lust ausleben möchten.
Auch all diese Aspekte haben ihre prinzipielle Daseinsberechtigung und verdienen es, Berücksichtigung zu finden. Sie sollten jedoch – wie schon angesprochen – im Vorfeld kommuniziert werden. So kommt es nicht zu der unschönen Situation, dass mehrere Tops im Glauben leben, es mit „ihrem“ Bottom zu tun zu haben, was gar nicht stimmt. Und dann möglicherweise sogar noch in ein unfreiwilliges Kompetenzgerangel zu geraten.
Lange Rede, kurzer Sinn: Reden ist auch in dieser Hinsicht Trumpf. Genauso wie Geduld, Empathie und ein gesundes Maß an Duldsamkeit … zumindest dann, wenn man es bewusst auf ein deutliches Machtgefälle und dessen Realisierung wie in einer Herrin/Herr-und-Servant-Dynamik anlegt.
Und was sind eure Erfahrungen und Ideen in dieser Hinsicht? Schreibt sie uns gern in die Kommentare!