Wir alle wissen es: Sexuelle Vorlieben und Fantasien entwickeln sich durch Medien, persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Einflüsse. Und wir alle kennen eine Praktik, die besonders häufig in der Pornografie, beim Camsex und in erotischen Geschichten auftaucht – das Spermaschlucken beim Oralsex. Was aber, wenn es darüber unterschiedliche Erwartungen in der Partnerschaft gibt, sobald Fantasie und Realität aufeinandertreffen? Dann sorgt die Vielfalt individueller Einstellungen oft zunächst für Gesprächsbedarf, hinterher idealerweise für neue Perspektiven. Ganz wichtig dabei: eine offene Kommunikation, Respekt und Verständnis. Danach kann man schauen, was tatsächlich (nicht) geht. Schließlich ist die Bandbreite an Möglichkeiten größer, als man(n) gemeinhin denken könnte.
Sperma schlucken: Wie viele Männer stehen darauf – und wie viele Frauen machen es wirklich?
Umfragen zeigen, dass es offenbar rund 60 bis 70 % der Männer besonders erregend finden, wenn ihre Partnerin beim Oralsex schluckt. Gleichzeitig tun dies aber nur etwa 40 bis 50 % der Frauen zuweilen. Und viele von ihnen nach Selbstaussage auch eher ihrem Partner zuliebe.
Wie kommt diese Diskrepanz zustande? Eine interessante Frage, die wir uns im nächsten Abschnitt noch einmal genauer anschauen werden. Betrachten wir aber zunächst einmal die Gründe für den Wunsch der Männer und die Zurückhaltung der Frauen beim Cum Swallowing. Hier einmal alle kurz auf einen Blick:
| Wünsche der Männer |
Zurückhaltung der Frauen, basierend auf |
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| Gefühl von Intimität und Hingabe |
gesellschaftliche Tabus und Scham > Angst vor Slut-Shaming oder negativer Bewertung |
| Bestätigung der eigenen Attraktivität |
Geschmack des Spermas (Konsistenz, Hygiene) |
| starke Prägung durch Pornografie und erotische Geschichten |
gesundheitlichen Bedenken |
Man sieht also: Die
Darstellung von Oralsex in der Popkultur macht etwas mit den Menschen, speziell mit vielen Männern. Etwas, was oft dazu führt, dass bestimmte Vorstellungen des „Das macht man(n) so“ in die Welt gelangen …
Die Diskrepanz zwischen Porno-Suggestion und Realität: Frauenbild, Medien und echte Sexualität
In der Welt der Pornografie und
erotischen Literatur wird das Schlucken von Sperma häufig als selbstverständlicher Bestandteil von Oralsex inszeniert. Diese Porno-Suggestion vermittelt den Eindruck, dass „alle Frauen das gerne machen“ und bereitwillig jede sexuelle Fantasie erfüllen.
Ein Beispiel: So hat eine Mainstream-Porno-Untersuchung von Klaassen und Peter (2015) gezeigt, dass Frauen dort in
- 42 % der Fälle unterwürfig agieren
- 13 % der Fälle dominant auftreten
- und in nur 44,5 % der Fälle mit dem Sexpartner auf Augenhöhe interagieren
würden.
Gleichberechtigung sieht anders aus. Vielmehr verstärken solche Darstellungen ein Frauenbild, das weibliche Lust und Grenzen in den Hintergrund rückt und stattdessen männliche Wünsche im Sinne des
male gaze in den Mittelpunkt stellt. Und das hat Folgen …
Denn die mediale Normalisierung von Praktiken wie dem Schlucken führt dazu, dass viele Männer unrealistische sexuelle Erwartungen entwickeln. Longtail-Keywords wie
- „pornography unrealistic sexual expectations“,
- porn vs real life sexuality“
- oder „pornography oral sex normalization“
spiegeln das Suchinteresse an genau dieser Diskrepanz wider. In Beziehungen zeigt sich jedoch, dass persönliche Präferenzen, Ekel, Scham oder gesundheitliche Bedenken eine viel größere Rolle spielen
als in der Fantasie. Frauen erleben durch die ständige mediale Präsenz von Oralsex. Gleichzeitig erhöht das damit verbundene Frauenbild häufig den Druck, sich an pornografischen Skripten zu orientieren. Und das, obwohl ihre eigenen Wünsche und Grenzen oft ganz anders aussehen.
Andere Studien belegen zudem, dass der Konsum von Pornografie nicht nur die Erwartungen an Sexualität, sondern auch das Selbstbild und die Zufriedenheit in Beziehungen beeinflusst.
- Frauen berichten häufiger von Unsicherheiten und dem Gefühl, bestimmten Praktiken entsprechen zu müssen, um als begehrenswert zu gelten.
Knackpunkt dabei? Idealerweise sollte die Realität von Oralsex in Beziehungen von Kommunikation, gegenseitigem Respekt und der Akzeptanz individueller Grenzen geprägt sein. Aspekte, die in Pornos (noch) meist ausgeblendet werden.
Doch in der Tat tut sich in dieser Hinsicht inzwischen einiges, wenn man sich etwa die einvernehmlich-authentischen Sexvideos bei
Bellesa.co anschaut. Denn dort können die Darstellerinnen ihre Co-Stars selbst wählen. Und sie haben unter Berücksichtigung ihrer Like- und Tabulisten den Sex, der ihnen wirklich zusagt. Schlucken oder nicht inklusive. Allerdings muss man festhalten, dass das bisher nicht bei jeder Pornoproduktion gängige Praxis ist.
Will heißen? Was in Pornos als selbstverständlich inszeniert wird, ist im echten Leben eine bewusste Entscheidung, die auf gegenseitigem Einverständnis und Respekt basiert – und niemals eine Pflicht. Unser Lesetipp in diesem Zusammenhang: der Magazinartikel „Wie Porno ist die Realität?“
Wie kann man damit umgehen? – Kommunikation, Respekt und kreative Lösungen
- das Schlucken von Sperma unmoralisch sei,
- es dick machen oder anderweitig ungesund sein könnte,
- frau damit in jedem Fall nur ein Porno-Klischee bedienen und sich somit auf keinen Fall sexuell frei fühlen könne
- oder dass das sowieso bestenfalls nur Blowjob-Pornostars wirklich können und mögen würden.
An all diesen Gerüchten ist selbstverständlich nichts dran. Dennoch gibt es einige Stellschrauben, an denen man(n) drehen kann, wenn es um einen gemeinsamen erotischen Kurs geht. Dabei sind die Aspekte Kommunikation, Hygiene, Respekt und potenzielle Alternativen von größter Bedeutung. Doch was heißt das im Einzelnen?
Offene Kommunikation als Basis
Jede kreative Einbindung von möglichen Schluckspielen beginnt
mit einem ehrlichen Gespräch über Wünsche, Grenzen und Tabus. Tools wie Yes/No/Maybe-Listen oder detaillierte Checklisten helfen, individuelle Komfortzonen zu definieren und Missverständnisse zu vermeiden.
Zudem haben sich (nicht nur, aber primär) im BDSM-Kontext Frameworks wie
- SSC (Safe, Sane, Consensual)
- oder RACK (Risk-Aware Consensual Kink)
bewährt. Sie tragen nämlich dazu bei, Sicherheit und Einvernehmlichkeit selbst in intensiven Situationen zu gewährleisten. Und auch regelmäßige Nachbesprechungen sowie die Nutzung von Safewords sorgen dafür, dass sich alle Beteiligten jederzeit wohl und sicher fühlen.
Sicherstellen, dass alles in puncto Geschmack und Hygiene alles tutti ist
Der
Geschmack von Sperma lässt sich durch gezielte Ernährung und Lebensstil positiv beeinflussen. Wer Wert auf ein milderes, angenehmeres Sperma-Aroma legt, sollte auf Lebensmittel wie Ananas, Mango oder Papaya setzen – diese natürlichen Wege für süßeres Sperma sind bewährt.
Auch viel Wasser trinken und der Verzicht auf
- Alkohol,
- Kaffee
- oder Zigaretten
verbessern den Ejakulat-Geschmack spürbar. Für viele ist die Frage „wie Sperma schmeckt“ eng mit der Ernährung und Hydratation verbunden.
Ebenso wichtig ist die Mundhygiene bei Oralsex: Gründliche Intimhygiene vor dem
Blasen und regelmäßige Mundpflege sorgen für ein frisches Gefühl und mehr sexuelle Wellness. Tipps für sichere orale Praktiken umfassen auch das gemeinsame Duschen als sinnliches Vorspiel. So wird das Erlebnis für beide noch angenehmer und hygienischer.
Slut-Shaming vermeiden – Respekt für alle Vorlieben
Weder Vorlieben noch Abneigungen sollten Anlass für Scham oder Bewertung sein. Und gerade in der BDSM-Community gilt: Kink ist nur dann „weird“, wenn er nicht einvernehmlich ist. Wer Lust auf Praktiken wie
Cum-Eating oder JOI hat, sollte dies offen äußern dürfen – genauso wie das Recht, bestimmte Dinge abzulehnen, respektiert werden muss. Schließlich ist ein Klima der Akzeptanz und Wertschätzung ist die Grundlage für erfüllende, experimentierfreudige Sexualität.
BDSM-Szenarien als Möglichkeiten, Oralsex-Praktiken fantasievoll zu integrieren
Ja, manchmal kann ein gewisser Nachdruck ganz sexy sein. Und sogar dazu führen, dass man in einem bestimmten Rahmen etwas anturnend findet und tut, was man ansonsten ablehnen würde. In diesem Kontext kann auch das Cum-Swallowing zu einer ganz neuen Facette werden.
- Disziplin und Training: In service-orientierten Beziehungen kann das Ausführen von Oralsex oder das Schlucken als Teil eines Trainings oder als Ritual etabliert werden. Belohnungen für Gehorsam oder kleine Strafen bei Regelverstößen (z. B. zusätzliche Aufgaben) sorgen für spielerische Dynamik.
- Ritualisierte Szenarien: Tägliche oder wöchentliche Rituale, bei denen bestimmte Regeln, Positionen oder Abläufe festgelegt werden (z. B. kniend, mit bestimmten Worten oder Gesten), schaffen Verbindlichkeit und verstärken das Gefühl von Hingabe und Kontrolle.
- Humiliation und Power Exchange: Für manche Paare ist die Kombination aus Demütigung, Gehorsam und oralem Service besonders reizvoll. Hierbei ist es wichtig, die Grenzen von Scham und Lust klar zu definieren und regelmäßig abzustimmen.
Alternativen und individuelle Lösungen
Nicht jeder fühlt sich mit allen Elementen wohl. Für unterschiedliche Komfortlevel gibt es zahlreiche Alternativen wie
| moderate Varianten |
sanfte Einstiege |
kreative Alternativen |
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| Rollenspiele ohne Demütigung und Cum-Eating oder das Ausleben von Fantasien in rein verbaler Form |
Fantasie-Szenarien, bei denen das Schlucken nur imaginiert wird, oder alternative Belohnungs-/Bestrafungssysteme. |
sensorische Spiele, Service-Rituale ohne Swallowing, oder das Einbinden anderer gemeinsamer Vorlieben |
Wichtig: Die beste Lösung ist immer die, die für beide Partner stimmig ist. Kommunikation, gegenseitige Rücksichtnahme und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren – ohne Druck – sind der Schlüssel zu erfüllender, kreativer Sexualität.
Und was lernen wir daraus?
Wenngleich Oralsex in der Popkultur eine wesentliche Rolle spielt, bedeutet das nicht, dass man alles 1:1 für sich selbst zu übernehmen braucht. Das betrifft auch die Weise, wie man ihn praktiziert und was man für sich
selbst zu schätzen weiß. Das Sperma-Schlucken inklusive. Also: Macht einfach das, worauf ihr Lust habt. Mit einem Gegenüber, das idealerweise zumindest ähnliche Vorstellungen von gutem Sex hat.
Verständlicherweise können die Vorstellungen darüber in einer Partnerschaft auseinandergehen. Umso wichtiger also, möglichst frühzeitig miteinander zu reden. Denn so lassen sich viele Missverständnisse von Anfang an vermeiden. Und dann braucht man sich über die Frage
Spucken oder Schlucken? auch nicht mehr in die Haare zu bekommen …