Die Bezeichnung Femdom kürzt den Begriff „female dominance“ („weibliche Dominanz“) ab und steht häufig für einen weiblich-dominanten Top selbst. In der Konsequenz handelt es sich bei Femdoms also um dominante, teilweise auch sadistische Frauen, die unter anderem davon sexuell erregend werden, eine*n Bottom zu unterwerfen, zu disziplinieren oder sie*ihn Sadomaso-Praktiken auszusetzen. Dabei kann die weibliche Dominanz nur Teil einer Session sein und sich auf das rein erotisch-sexuelle Miteinander beschränken. Viele Femdoms leben jedoch auch in Partnerschaften (Stichwort FLR), in denen diverse bis alle Aspekte des Alltagslebens damit verbunden sind.
Worin unterscheidet sich eine Femdom von einer Domina?
Wenngleich die Femdom und die
Domina zuweilen als Synonyme gelten, sollte man die beiden Begriffe doch nicht entsprechend benutzen. Das liegt daran, dass der Umgang mit den Wünschen des Gegenübers und der Beziehungsstatus fundamental anders sind.
- Eine Domina fokussiert sich in ihrer Arbeit auf die Wünsche des Kunden, um diese zu erfüllen und darüber Geld für ihre Arbeit zu erhalten. Was allerdings nicht bedeutet, dass ihr berufliches Tun und ihre privaten sexuellen Vorlieben deswegen identisch seien. Es kommt also gar nicht so selten vor, dass eine Domina in ihrem anderweitigen Leben wenig bis gar nicht sadistisch, erniedrigend und/oder dominant ist.
- Eine Femdom dagegen sucht privat ein Gegenüber, das ihre persönlichen erotischen und sexuellen Vorlieben im Rahmen einer Partnerschaft oder zumindest einer Spielbeziehung teilt und passend ergänzt. Ihr geht es also sehr wohl um eine sexuell-emotionale Befriedigung, nur eben auf beiden Seiten. Wichtig dabei: Sie findet von allein heraus, was ihre*n Bottom anmacht, um das gemeinsame Sexleben positiv-aufregend gestalten zu können. „Wunschzettelsubs“ haben dabei in der Regel aber schlechte Karten, da Femdoms im Gegensatz zu Dominas keine „Wunscherfüllerinnen“ sind.
Mit welchen Klischees sehen sich Femdoms noch konfrontiert?
Der Aspekt der Kommerzialisierung, der auf einem Missverständnis zwischen Domina und Femdom beruht, wurde ja bereits angesprochen. Tatsächlich sollte man aber nicht vernachlässigen, dass eine Femdom-geführte Beziehung durchaus individuell ist und eine umfangreiche emotionale Tiefe mitbringen kann. Außerdem ist nicht jede Femdom auch per sei eine Sadistin und/oder
Degraderin. Es heißt zwar oft, dass entsprechend erotisch motivierte Frauen sadistisch oder grausam seien – was aber die Vielfalt ihrer Motivationen nur sehr eingeschränkt widerspiegelt.
Damit steht denn übrigens auch in einem engen Zusammenhang, dass Femdoms
häufig im Verdacht stehen, lediglich auf einen finanziellen Gewinn aus zu seien, |
ausschließlich an Machtspielen ohne emotionale Bindung und Vertrauen interessiert seien, |
eine eindeutige Dominanz ihrerseits bevorzugen würden, die auf die Wünsche und Bedürfnisse der*des Bottoms keine Rücksicht mehr nimmt |
und sowieso permanent in Leder, Lack und Latex herumlaufen würden oder anderweitig modisch-provokant auftreten müssten, um sich selbst zu bestätigen.
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Wesentlicher Knackpunkt dabei: Das sind Stereotype, wie man sie gern im
BDSM Porn oder in (BDSM) Sexgeschichten hegt und pflegt. Und natürlich bedient sich manche dominante Frau in diesen Schubladen zuweilen auch das eine oder andere Mal. Aber eben nur dann, wenn etwas davon ihrem persönlichen Naturell und Stil entspricht und sie selbst auch erregt. Und zwar NUR dann. Es liegt also auf der Hand, dass die große Mehrheit der Femdoms die Gestaltung dieser erotischen Rolle komplett anders gestaltet und somit nichts oder nur sehr wenig mit den gerade genannten Klischees zu tun hat.
Wie gestaltet sich das „wahre Leben“ einer Femdom?
In der Tat begeistern sich viele Female Doms für Sex- und Erotikpraktiken wie
Keuschhaltung |
Orgasmuskontrolle |
CBT (Cock-and-Ball-Torture) |
SPH (Small Penis Humiliation) |
Trampling |
Fisting |
Pegging |
Fixierung / Bondage |
Facesitting |
Rollenspiele |
Vorführung |
Körperkontrolle |
Feminisierung / Sissification |
Objektifizierung |
Edge Play |
Sensory Deprivation |
Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass sie an den Wünschen und körperlichen wie seelischen Bedürfnissen und relevanten Gegebenheiten seitens ihrer Bottoms kein Interesse hätten. Im Gegenteil, eine
FLR (Female-Led-Relationship) verlangt auch dem weiblichen Top einiges ab, weil er (also sie) wesentlich dafür verantwortlich ist, verantwortungsvoll zu handeln.
Sie muss sich also mit allen wichtigen medizinisch-technischen Aspekten, die für das sichere Aus- und Erleben bestimmter Sexpraktiken relevant sind, auskennen. Außerdem muss die Femdom genau wissen, wie weit sie gehen kann und in welchen Fällen ihre eigenen sowie die Grenzen ihrer*ihres Bottoms bis zu welchem Punkt noch überschritten werden können oder wirklich in Stein gemeißelt sind. Seriöse, ernst zu nehmende Femdoms verzichten daher eigentlich nie auf ein
Safeword oder vergleichbare Elemente und die Nachsorge nach Sessions. Sicher ist eben selbst in dieser Beziehungskonstellation sicher.
Worauf muss man also achten, wenn mit einem Female Dom in Kontakt steht oder in Kontakt kommen möchte?
Wie im Umgang mit anderen Menschen, die man im echten Leben, aber auch in (erotischen) Dating-Communitys wie fetisch.de kennenlernt, gilt auch im Umgang mit einer Femdom:
- Es geht nichts über Respekt (für die eigenen, vorrangig aber auch für die Wünsche des Gegenübers) und Höflichkeit. Schließlich bekommen die meisten Femdoms ungefragt und unreflektiert die (virtuelle) Bude eingerannt. Das ist nichts, was die deutliche Mehrheit von ihnen erfreut. Freundlich formuliert.
- Jede*r hat das Recht auf eine offene, ehrliche und wertschätzende Kommunikation – und sollte sie auch anderen bieten. In einer solchen kann man dann auch viel leichter über Erwartungen, Vorlieben und Grenzen reden. Außerdem lassen sich potenzielle Missverständnisse direkt klären. Und wenn es denn nicht weiterreichend passen sollte, bleibt man immerhin ob eines guten Gesprächs in positiver Erinnerung.
- Geduld, Einvernehmlichkeit, Sicherheit und ein aufrichtiges Interesse ohne Rückgriff auf Klischees sind das A und O. Aber das erklärt sich ja eigentlich von selbst, oder?