Wie es die Bezeichnung „Female Led Relationship (FLR)“ schon verrät, handelt es sich um eine Beziehung, der ein klares Machtgefälle zugunsten der Frau als Top zugrunde liegt. In der Konsequenz kontrolliert und führt die Frau ihren Mann in unterschiedlich starkem Maß in verschiedenen Lebensbereichen. Darunter fallen etwa der Tagesablauf, die Gestaltung der Wohnung, die Nutzung der Freizeit, der Umgang mit den Finanzen und ihrem gemeinsamen Sexleben. Idealerweise genießt er diese Führung dabei und bemüht sich ihr Gegenüber um Aufmerksamkeit und die folgsame Erfüllung ihrer Wünsche.
Was zeichnet eine FLR grundsätzlich aus?
Bei der Female Led Relationship handelt es sich um eine
24/7-Beziehung mit (in der Regel deutlich erkennbarem) Machtgefälle und der Frau als Top und dem Mann als Bottom. Dabei reicht sie mehrheitlich über das erotische Leben hinaus und kann jeden Lebensbereich wie
- die Finanzen,
- die freie Zeit,
- den Haushalt,
- das Sexleben,
- den Beruf
und sogar noch die weiterreichende Lebensplanung betreffen. Das sollte jedes einzelne Paar jedoch einvernehmlich abklären. In der Konsequenz ist es möglich, die Beziehung unterschiedlich intensiv zu gestalten, was von einer unterschiedlich starken Kontrolle der Frau über die jeweiligen Bereiche (Food Groups) abhängt.
Unabhängig davon steht aber immer die Idee eines der Frau gegenüber aufmerksamen, ihr mit Hingabe dienenden Mannes im Fokus der Female Led Relationship.
Dabei kann und muss die konkrete Umsetzung individuell erfolgen. Zweifelsfrei ist ein gewisses Faible für Dominanz und Devotion von Bedeutung. Doch nicht jede
Femdom ist auch zwangsweise eine Sadistin, Degraderin und/oder Riggerin und nicht jeder Bottom ein Masochist, Degradee und/oder Rope Bunny. Folglich können Fixierungen, körperliche Züchtigungen oder
Erniedrigungen ein Bestandteil der FLR sein. Das muss aber nicht zwingend der Fall sein. Und genau diese passgenau-persönliche Ausgestaltung dieser Beziehungsform mit Machtgefälle macht sie für viele Menschen eben auch sehr interessant …
Wie funktioniert die Female Led Relationship?
Wie schon angesprochen, ist es nicht so, dass es ein klares Regelwerk dazu gibt, was eine dominante Frau mit ihrem devoten Partner im Zuge von Rollenspielen und Co. unbedingt tun muss. Dennoch stellt die Kontrolle ein wesentliches Element dar, das speziell auch das Sexleben des Paares betrifft. Die Frau kann sich dabei aussuchen, ob (und wann, wie und wo) sie mit ihrem Partner Sex hat und die diesbezüglichen Spielregeln machen.
Dabei kann auch die Keuschhaltung des Mannes logischerweise oft zu einem für beide spannenden Thema werden. Unter Umständen findet die Frau zudem Gefallen an der Rolle der
Hotwife beim Cuckoldin. Aber das ist, wie gesagt, auch wieder eine persönliche Geschmackssache.
Prinzipiell differenziert man in Bezug auf die Female Led Relationship jedoch vier verschiedene Stufen. Diese drücken das zunehmende Maß der Kontrolle der Femdom in ihrer und über ihre Beziehung aus:
Stufe 1 |
Stufe 2 |
Stufe 3 |
Stufe 4 |
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Vorstufe: erstes Miteinander-Sprechen und Abklopfen des gegenseitigen Interesses am Thema; noch keine festen Regeln und konkrete Absprachen |
konkreteres Ausprobieren: erste erotische und/oder Haushaltsaufgaben, meist aber noch ohne den Einbau von Bestrafungen oder Fetischen |
„offizielle“ Female Led Relationship: Frau trifft aktive Entscheidungen für beide in allen besprochenen Bereichen,
speziell das Sexleben wird von ihr bestimmt; Mann lebt teilweise sogar schon keusch, wenn von ihr gewünscht
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extreme Form der FLR: (nahezu) totale Kontrolle der Frau über ihren Partner (TPE); manchmal Objektifizierung oder ‚Haltung‘ des Mannes als Sklave bzw. Tier |
Doch wenngleich sich die einzelnen Stufen und die Machtverhältnisse in ihnen wesentlich voneinander unterscheiden, bleibt eines doch immer gleich: Die Einvernehmlichkeit muss immer Voraussetzung sein und bleiben. Dazu aber später im Abschnitt „Worauf muss man bei einer Female Led Relationship achten?“ noch mehr.
Für wen ist diese Beziehungsform reizvoll?
Für eine FLR interessieren sich primär Frauen, die
- gern Verantwortung übernehmen,
- es zu schätzen wissen, ihr partnerschaftliches Sexleben und auch das (unerotische) Alltagsleben selbst zu gestalten,
- ihre erotisch-sexuellen Vorlieben ausleben wollen
- und sich für verschiedene Formen der Dominanz interessieren - sei es als
Sadistin |
Femdon |
Caregiverin |
Hotwife |
Riggerin |
Degraderin |
Female Pet Owner |
Female Tamer |
– oder auch in einer Kombination aus mehreren Rollen.
Als „Gegenstücke“ eignen sich dementsprechend Männer, die es mögen, sich um eine Frau zu kümmern, sie zu verwöhnen und sich erziehen und/ oder züchtigen zu lassen. Und wenn sie dann noch unterwürfig, devot und/oder masochistisch sind, passen sie als Subs, Cuckolds,
Degradees, (Putz-)Sklaven, Brats, Rope Bunnys, Pets oder Sissy wahrscheinlich gut zu den besagten dominanten Frauen. Natürlich immer in der jeweils harmonischen und Erfüllung bringenden Passung.
Die Vorteile für beide Seiten liegen – wenn alle(s) zusammenpasst – auf der Hand. Die Frau stärkt dem Mann durch ihre Führung im privaten Bereich den Rücken, sodass er sich dort fallen lassen kann. Im Gegenzug genießt sie es, dass er dabei bestimmte Dinge nach ihren Vorstellungen tut. Und im besten Falle etwickelt er sich selbst in verschiedenen Hinsichten in erotischer, persönlicher und eventuell sogar beruflicher Art weiter. Win-win!
Worauf muss man bei einer Female Led Relationship achten?
Ohne Zweifel zählen
- eine freundlich-deutliche Kommunikation
- sowie das differenzierte Besprechen und Einhalten von (Hard) Limits
- und das Einhalten des einvernehmlich gesetzten Rahmens (beziehungsweise dessen Aktualisierungen)
zu den absoluten Grundvoraussetzungen. Und natürlich muss man auch von davon abgesehen darauf achten, dass die FLR, wie jede andere (BDSM-) Beziehung auch, nicht toxisch wird.
Vielmehr sollte sie immer darauf abzielen, dass alle Beteiligten gut mit ihrer Verantwortung oder deren Abgabe umgehen können. Auch muss jede*r Bescheid sagen, wenn etwas zu viel ist und er*sie mit der Situation nicht zurechtkommt. Dabei ist es besonders wichtig, dass regelmäßig eine Reflexion und Anpassung der Beziehungskonstellation stattfindet. Denn nur so kann die FLR letztlich auf Vertrauen, Hingabe, Intimität und einem für alle Beteiligten konstruktiv-prickelndem Führen und Folgen basieren und die Chance zur positiven (erotischen) Weiterentwicklung bieten.