Leopold Ritter von Sacher-Masoch (1836-1895) war ein österreichischer Schriftsteller, der vor allem für seine Beiträge zum literarischen Genre des Masochismus bekannt ist. Diese Neigung wird zusammen mit ihrem Gegenpart, dem Sadismus, als Sadomasochismus (kurz S/M) bezeichnet.
Wer war Leopold Ritter von Sacher-Masoch?
Leopold von Sacher-Masoch wurde am 27. Januar 1836 in Lemberg, Galizien (heute Lviv, Ukraine), geboren. Er entstammte einer adligen Familie und wuchs in einem multikulturellen Umfeld auf, das von slawischen, deutschen und jüdischen Einflüssen geprägt war. Diese Vielfalt sollte später seine literarische Arbeit beeinflussen. Er erhielt eine umfassende Ausbildung in Literatur, Geschichte und Jura. Nach dem Abschluss seines Studiums begann er seine literarische Karriere und veröffentlichte sowohl belletristische als auch journalistische Werke. Seine frühen Arbeiten waren von romantischen und historischen Themen geprägt. Abgesehen von seiner literarischen Arbeit engagierte sich von Sacher-Masoch auch in politischen Aktivitäten und setzte sich für liberale Ideale ein. Er war ein Verfechter der Gleichberechtigung von Frauen und setzte sich für soziale Reformen ein. Seine letzten Jahre verbrachte Leopold Ritter von Sacher-Masoch in Wien, wo er am 9. März 1895 starb.
Welche Werke stammen von ihm?
von Sacher-Masoch ist für eine ganze Reihe von Essays, Novellen und Romanen bekannt, zu denen unter anderem
- Die Liebe des Plato (1856),
- Eine galizische Geschichte (1858),
- Der letzte König der Magyaren (1867),
- Das Vermächtnis Kains (1870-1877, ein sechsteiliges Projekt in Anlehnung an Balzacs Comédie humaine mit je sechs Novellen, von denen er aber nur die ersten beiden Teile fertigstellte),
- Venus im Pelz (1870),
- Die Seelenfängerin (1886),
- Die Schlange im Paradies (1890),
- Bühnenzauber (1893) und
- Grausame Frauen (1907)
gehörten.
Zu seinen bekanntesten Werken zählen aber zweifellos Venus im Pelz (eine Novelle, die eine bizarre erotische Beziehung zwischen einem Mann und einer dominanten Frau erforscht) und Die Liebe des Plato, das philosophische und literarische Themen miteinander verknüpft.
Wie wurden er und seine Schriften im Verlauf der Zeiten bewertet und wie ist es heute?
Leopold von Sacher-Masoch zählte zu den Autoren, deren Werke eine große Beachtung bei seinen Zeitgenoss*innen fanden. Das lag sowohl daran, dass er exotische Themen aufgriff, die er spannend darstellte, als auch daran, dass er moralisch Interessantes lieferte. Man denke etwa an die Darstellungen des jüdischen Lebens in Galizien oder seine Auseinandersetzung mit dem mitteleuropäischen Antisemitismus. Dementsprechend war er kulturell gut vernetzt und pflegte Kontakte zu anderen berühmten Persönlichkeiten wie Victor Hugo, Henrik Ibsen, Émile Zola oder König Ludwig II. von Bayern.
Allerdings basierte seine Bekanntheit natürlich auch zu nicht unwesentlichen Teilen auf seiner Fähigkeit, triebhafte Schmerz- und Unterwerfungsfantasien (Stichwort Masochismus) kreativ und ästhetisch zu verpacken und literarisch darzustellen. Keine Frage, dass dies nicht bei allen seinen Zeitgenoss*innen gut ankam und seine Werke teilweise als unmoralisch bis obszön galten. Allerdings muss man auch festhalten – was heute zunehmend der Fall ist – dass sein Schaffen einen ganz eigenen Reiz hat, in dem sich
- Minnedienst-Elemente,
- die Metaphysik von Schopenhauer und
- die Strindbergsche Geschlechterpsychologie
auf sehr interessante Weise miteinander verbinden. Insofern steht inzwischen wieder mehr von Sacher-Masochs Werk und weniger sein persönliches erotisches Verlangen im Mittelpunkt.
Was muss man außerdem über Leopold von Sacher-Masoch wissen?
Wenngleich Leopold von Sacher-Masoch als Namenspatron des Begriffs Masochismus in die (Literatur-) Geschichte eingegangen ist, wäre es falsch, ihn lediglich darauf zu reduzieren. Immerhin zählt er zu den Autoren des Realismus‘ und der Gründerzeit, die nicht nur sehr bekannt, sondern auch sehr produktiv waren und zu einer Weiterentwicklung des zeitgenössischen literarischen Repertoires beitrugen. Dabei zeichnete sich sein Schreibprogramm sowohl durch ein gleichermaßen kosmopolitisches wie fortschrittsoptimistisches und liberales Gedankengut aus, was wesentlich auf den Ideen der Aufklärung beruhte. Freilich lassen sich gewisse sensationalistische Momente in seinen Werken nicht wegdiskutieren. Man darf aber nicht vergessen, dass das Leben als freier Schriftsteller des 19. Jahrhunderts kein Zuckerschlecken war.