Humane Papillomviren (HPV) gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen – und sie sind nicht harmlos. Zwar ist vielen die Verbindung zu Gebärmutterhalskrebs bekannt, doch HPV kann auch andere Krebsarten verursachen, etwa im Mund-Rachen-Bereich. Das wirft natürlich die Frage auf, wie groß das Risiko ist, sich beim Küssen oder anderen erotischen Praktiken anzustecken. Was also sagt die Forschung über Oralsex, Petting, Analverkehr oder Schutzmaßnahmen wie Impfung und Kondome? Wir fassen den aktuellen Wissensstand zusammen, betrachten die Risikofaktoren etwas genauer und zeigen auf, wie man sich potenziell zumindest etwas schützen kann.
Was macht Oralsex überhaupt so reizvoll?
Oralsex – in seinen Varianten Cunnilingus, Fellatio und
Anilingus – gilt für viele Menschen als besonders lustvolle Form sexueller Intimität. Kein Wunder, denn dabei spielt nicht nur die körperliche Stimulation, sondern auch das Gefühl von Nähe, Vertrauen und Hingabe, eine Rolle. Außerdem ermöglichen orale Praktiken intensive Sinneserfahrungen: Die Lippen, Zunge und der Atemkontakt schaffen eine Vielzahl an Empfindungen, die beim klassischen Geschlechtsverkehr so nicht entstehen. Nicht zu vergessen, dass das Spiel mit Tempo, Druck und Rhythmus beim
Oralsex besonders reizvoll ist. Und gleiches gilt für die Möglichkeit, die Lust des Gegenübers unmittelbar
zu beobachten und zu beeinflussen.
In der Pornografie und beim
Camsex wird Oralsex denn häufig besonders betont. Das liegt unter anderem daran, dass diese Praktiken visuell sehr präsent und abwechslungsreich inszenierbar sind.
Fellatio oder Cunnilingus zählen in vielen Darstellungen zum Höhepunkt oder zentraler Bestandteil der sexuellen Handlung, weil man mit ihrer Hilfe Intimität und
Dominanz gleichermaßen inszenieren kann. Überdies ist Oralsex beim
Swinger-Sex oder in offenen Beziehungsformen beliebt – etwa, weil er als weniger „verpflichtend“ oder symbolisch aufgeladen als die Penetration empfunden wird. So nutzen manche Paare Oralsex gezielt als scharfe Option, um Nähe und Lust zu teilen, ohne Geschlechtsverkehr im engeren Sinn zu praktizieren.
Und nicht zuletzt bietet Oralsex Paaren mit unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen oder Bedürfnissen eine kreative, intime Möglichkeit, Sexualität vielfältig zu gestalten – spielerisch, lustvoll und sehr persönlich.
Aber wie steht es um die gesundheitlichen Risiken? So lustvoll Oralsex aus den verschiedensten Gründen ist – er kann, wie jede Form sexueller Aktivität, gesundheitliche Fragen aufwerfen. Besonders im Fokus steht dabei das mögliche Krebsrisiko durch humane Papillomviren (HPV), die beim Oralsex übertragen werden können. Doch wie groß ist diese Gefahr tatsächlich?
Wie hoch ist das Risiko, sich beim Oral- oder Analverkehr mit HPV anzustecken?
HPV (Humane Papillomviren) werden vorrangig durch sexuellen Kontakt übertragen – insbesondere über direkten Schleimhautkontakt. Das bedeutet, dass nicht nur vaginaler, sondern auch analer und oraler Geschlechtsverkehr eine Übertragung ermöglichen kann. Dabei infizieren die Viren bevorzugt Schleimhäute an Genitalien, After und im Mund-Rachen-Raum.
Laut dem
Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) sowie dem
Krebsinformationsdienst ist der vaginale Geschlechtsverkehr zwar der häufigste Übertragungsweg. Doch selbst beim
Analsex und Oralverkehr besteht ein reales Risiko – vor allem, wenn man wechselnde Sexualpartner hat. Studien der
Johns Hopkins University belegen dabei: Je mehr orale Sexualkontakte eine Person im Leben hatte, desto höher ist statistisch die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion im Mundbereich.
Wer ist dabei besonders gefährdet? In dieser Hinsicht legen Daten des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) nahe, dass dies verstärkt Männer, die Oralsex mit Frauen haben, und homosexuelle Männer betrifft.
Was ist diesbezüglich mit Küssen oder Petting?
In der Tat wird HPV nicht nur durch Geschlechtsverkehr übertragen. Laut dem
CDC kann auch
Petting, also der Kontakt mit den Schleimhäuten des Partners oder der Partnerin, zur Ansteckung führen, sofern die andere Person bereits infiziert ist. Allerdings gilt dieser Übertragungsweg als eher selten.
Und was das Küssen betrifft, braucht man sich ebenfalls keine riesigen Sorgen zu machen. Forschungen der
Johns Hopkins University zeigen nämlich, dass das Risiko bei einem normalen Kuss äußerst gering ist. Intensive
Zungenküsse können jedoch theoretisch eine Übertragung ermöglichen – wenn die andere Person denn HPV im Mund hat.
Wie groß ist das Krebsrisiko durch Oralsex?
Eine Infektion mit HPV im Mund bleibt in vielen Fällen unbemerkt – und heilt oft von selbst aus. Dennoch offenbaren
Studien des National Cancer Institutes, dass Oralsex das Risiko, an einem Krebs im Mund-Rachen-Raum zu erkranken, potenziell erhöht. Das gilt besonders bei häufig wechselnden Sexualpartnerinnen und -partnern.
Allerdings ist das Risiko insgesamt relativ gering: Nur etwa 3 % aller Krebserkrankungen entstehen in diesem Bereich – und nur ein Teil davon ist tatsächlich durch HPV verursacht.
Dennoch ist es natürlich sinnvoll, sich gerade beim
Casual Dating oder beim Swingen so gut es geht, zu schützen. Welche Optionen kommen dafür infrage?
Schutzmöglichkeiten: Impfung, Safer Sex und Prävention
Wenngleich das Risiko für eine HPV-Infektion im Mund-Rachen-Raum insgesamt als gering gilt, existieren wirksame Schutzmaßnahmen. Die wichtigste präventive Maßnahme stellt die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) dar.
Die
Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die HPV-Impfung für:
- Alle Kinder und Jugendlichen im Alter von 9 bis 14 Jahren – idealerweise vor Aufnahme sexueller Kontakte.
- Nachholimpfungen sind bis zum vollendeten 17. Lebensjahr möglich.
Die Impfung schützt vor den häufigsten Hochrisiko-HPV-Typen, die mit verschiedenen Krebsarten in Verbindung stehen – darunter auch Kopf-Hals-Tumoren. Ergänzend zur Impfung empfehlen Fachinstitutionen zudem den Einsatz von
Safer-Sex-Praktiken, um das Übertragungsrisiko beim Oralverkehr zu senken:
- Kondome bieten einen gewissen Schutz, indem sie direkten Schleimhautkontakt reduzieren.
- Lecktücher (Dental Dams) können beim Oralverkehr, etwa beim Cunnilingus oder beim Anilingus, zur Anwendung kommen und tragen ebenfalls zur Risikominimierung bei.
Indes: Trotz dieser Schutzmaßnahmen lässt sich eine HPV-Infektion nie vollständig ausschließen. Allerdings kann durch Impfung, Schutzmittel und Aufklärung das Risiko deutlich verringert werden – sowohl für eine Infektion als auch für daraus resultierende Krebserkrankungen. Und das ist doch ein gutes Zeichen.
Fazit?
Auch wenn
das CDC bestätigt, dass HPV beim Oralsex, Petting oder intensiven Zungenküssen übertragen werden kann, ist Panik nicht angebracht. Wer bei häufig wechselnden Partnerinnen und Partnern auf Safer Sex achtet, reduziert das Risiko deutlich. Ebenso ist in festen Beziehungen ein regelmäßiger Test sinnvoll – sicher ist sicher. Insgesamt zeigen
aktuelle Forschungsergebnisse aber: HPV-Infektionen im Mund sind eher selten. Und durch HPV verursachte Tumoren im Mund-Rachen-Raum sind noch seltener.