Sexualität ist längst kein Tabuthema mehr. In sozialen Medien, auf Streaming-Plattformen und auf großen Bühnen wird offen über Lust, Körper und Fantasien gesprochen. Doch wer hat eigentlich den größten Einfluss auf unsere sexuellen Vorlieben? Die glamouröse Welt der Erotikmessen oder die omnipräsente Pornoindustrie? Wir schauen auf die Marktführer, die Themen und die Chancen, neue Trends zu setzen.
Erotikmessen: Erlebniswelten zwischen Lust, Lifestyle und Innovation
Erotikmessen sind mehr als nur Ausstellungen – sie sind interaktive Erlebniswelten, die Sexualität in all ihren Facetten zelebrieren. Charakteristisch für diese Events ist die Mischung aus Messebetrieb, Entertainment und Aufklärung. Daher erwartet die Besucher*innen ein breites Spektrum an Ausstellern: von Sextoy-Herstellern über Fetisch-Labels bis hin zu Dating-Plattformen – häufig in Zusammenarbeit mit Akteurinnen der Pornoindustrie. Ergänzt wird das Angebot durch Live-Shows, Erotikstars zum Anfassen, Workshops sowie Vorträge rund um Themen wie Sexualität, Beziehungen oder neue Technologien in der Intimwelt.
Besonders bekannte und besuchte Erotikmessen sind dabei:
- die VENUS Berlin, die jährlich über 30.000 Gäste anzieht,
- die Eros & Amore in Österreich
- und die Extasia in der Schweiz.
In ihrer thematischen Vielfalt bieten viele Erotikmessen spezielle Fetischbereiche (Stichwort etwa
BDSM bei der
Kinky Venus) oder widmen sich gezielt queeren, LGBTQIA+ oder alternativen Lebensstilen – sie sind also definitiv ein Spiegel aktueller Sextrends 2025.
Das Publikum ist dabei genauso bunt wie das Angebot. Dabei richten sich Erotikmessen an alle Interessierten ab 18 Jahren. Ob Paare, Singles, Neugierige, Branchenprofis und auch Influencer*innen, alle sind herzlich wollkommen. Zudem ist dabei erwähnenswert, dass die Events in den letzten Jahren einen Imagewandel vollzogen haben: weg vom reinen Schmuddelimage, hin zu einem offeneren, oft sogar glamourösen Erlebnis rund um Körperlichkeit und Lustkultur.
Dementsprechend ist der Innovationsgedanke inzwischen ein zentraler Bestandteil vieler Erotikmessen, wobei Veranstalter verstärkt auf Themen wie
- Sextech,
- KI-basierte Produkte,
- app-gesteuerte Toys (wie den Satisfyer Lolli Plug),
- oder nachhaltige Materialien
setzen.
Kernpunkt dabei? Der erotische Fortschritt. Denn der erlaubt es den Messebetreibern unter anderem in Form von Hightech-Produkten oder aufklärerischen Angeboren, ein modernes, vielfältiges Bild von Sexualität zu vermitteln. Erotikmessen sind somit sowohl Spiegel als auch Motor aktueller Sextrends. Und ein lebendiger Beweis dafür, wie vielschichtig das Thema Lust heute gedacht werden kann.
Ein klarer Trend, der das beweist? Erotikmessen reagieren zunehmend auf Entwicklungen aus der Online-Pornoindustrie. Der Pornhub Messeauftritt auf der VENUS Berlin 2024 war ein deutliches Zeichen dafür, wie stark sich Online-Pornos und Live-Events mittlerweile verzahnen. Und auch die steigende Präsenz von Cam-Plattformen wie
BongaCams, MyDirtyHobby oder Stripchat, sowie von Shops wie
Eis.de, die sogar als Veranstalter auftreten, zeigt eines: Nämlich, dass Erotikmessen als Bühne für wirtschaftliche Kooperationen, digitale Services und Sextrends der Pornoindustrie immer interessanter und vor allem immer wichtiger werden. Was unter anderem daran liegt, dass sich der Pornomarkt als extrem lukrativ erweist …
Pornoindustrie: Milliarden Klicks und globale Sextrends auf Abruf
Wie angesprochen, ist die globale Nachfrage nach pornografischen Inhalten ist enorm. Laut aktuellen
Statistiken verzeichnet die führende Plattform Pornhub im Mai 2024 durchschnittlich etwa 5,49 Milliarden monatliche Besuche, was auf rund 183 Millionen tägliche Zugriffe hinausläuft. Andere große Anbieter wie XVideos und XNXX folgen mit monatlichen Besucherzahlen von 4,02 Milliarden und 3,5 Milliarden. Insgesamt summiert sich die Anzahl der täglich angesehenen Pornos über alle Plattformen hinweg auf geschätzte 500 Millionen. Zahlen, die die immense Reichweite und den Einfluss der Online-Pornoindustrie auf das tägliche Medienkonsumverhalten weltweit – und damit auch auf die Etablierung
neuer Sextrends – verdeutlichen.
Bleibt natürlich die Frage: Was sind besonders beliebte Genres und Suchtrends?
Ohne Frage spiegeln sich die Vorlieben der User in
den meistgesuchten Kategorien wider. Im Jahr 2024 dominierte erneut das Genre „Hentai“ die globalen Suchanfragen auf Pornhub, gefolgt von Kategorien wie
- „MILF“,
- „Lesbian“
- und „Anal“.
So weit, so vermutbar. Indes: Ein bemerkenswerter Trend ist der Anstieg von Suchbegriffen wie „Demure“ und „Mindful Pleasure“, die um 133 % und 112 % zunahmen. Dies deutet auf ein wachsendes Interesse an Pornos, die als weniger explizit und emotional bedeutungsvoller wahrgenommen werden.
Aber auch thematische Trends beeinflussen das Suchverhalten und die Sexbranche. So führten die
Olympischen Spiele 2024 zu einem sprunghaften Anstieg von Suchanfragen nach Begriffen wie „Olympics“ und „Athletes“, mit Zuwächsen von 4.875 % und 505 %. Weiterhin zeigen die Daten, dass traditionelle Fantasien wie „MILF“ weiterhin beliebt sind, während neue Interessen wie „Tradwife“ und „Modesty“ an Bedeutung gewinnen. Solche Veränderungen wirken sich dann sowohl auf die Inhalte der Pornoindustrie als auch auf Live-Darstellungen bei Erotikmessen aus – insbesondere in Bezug auf Performance, Themenauswahl und Produktdesign.
Fazit – Erotikmessen oder Pornos: Wer setzt die Sextrends wirklich?
Erotikmessen stehen für sexuelle Vielfalt, Innovation bei den Adult Entertainment Trends und reale Begegnung, während Pornos durch ihre breite Online-Verfügbarkeit deutlich schneller neue Sextrends setzen. Diese Sextrends können in die verschiedensten Richtungen gehen und ebenfalls selbst innovativ-liberal sein oder rückwärtsgewandte Stereotype (Stichwort etwa
Slut Shaming) aufgreifen. Wichtig zu wissen: Angebot und Nachfrage bedingen sich dabei gegenseitig mehr, als man zunächst vermuten möchte. Denn gerade die Pornoindustrie reagiert bei ihrem Angebot blitzschnell auf Veränderungen bei der Nachfrage. Eine Fähigkeit, die in der Zukunft der Erotikbranche definitiv bedeutungsvoll sein wird.
Nachhaltige Veränderungen entstehen jedoch erst, wenn gesellschaftliche Themen wie Genderrollen, Gesundheit, Konsens und
Körperbilder in beiden Formaten langfristiger mitgedacht werden. Diese könnten jedoch dadurch begünstigt werden, dass sich zwischen der Pornoindustrie und Erotikmessen längst ein wechselseitige Einfluss zeigt:
- Online-Erfolge prägen Bühnenperformances, Styles und Stars auf den Messen.
- Umgekehrt greifen Live-Events Trends aus dem Netz und der digitalen Pornokultur auf – etwa bei Sextoys wie dem „Satisfyer“, der seinen Hype online begann und später die Messebühnen eroberte. Und auch die zunehmenden Kooperationen zwischen Porno-Influencer*innen und Marken beweisen, wie eng digitale Pornokultur und Erlebnisformate auf Erotikmessen heute schon miteinander verknüpft sind.