Es gibt definitiv kein spektakuläreres Outfit als Latexkleidung. Dabei war dies keineswegs vorgezeichnet. Ursprünglich dachte man bei Kleidung aus diesem Material vor allem an den Regen- beziehungsweise Wasserschutz. Die auf der Kellertreppe bereitstehenden Gummistiefel würde allerdings kaum jemand mit Erotik in Verbindung bringen. Dies geschah erst, als Designer wie der Brite John Sutcliffe in den 1960ern maßgeschneiderte Fetischkleidung aus Latex herstellten. Heute ist die sexy Gummikleidung zwar noch kein Mainstream, begeistert aber eine breitere Zielgruppe als jemals zuvor. Umso wichtiger, ein paar wesentliche Fragen zu beantworten.
Genäht, geklebt oder getaucht: Eine Frage von Vorliebe und Budget
Wer sich über Kleidung aus Gummi informiert, wird schnell über diese beiden Herstellungsmethoden stolpern. Doch anders als bei anderen Kleidungsstücken gilt hier nicht die genähte, sondern die geklebte Variante als die bessere Wahl.
Latexkleidung kann man aus einzeln zugeschnittenen Latexteilen zusammennähen. Dies geschieht mit speziellen Nähmaschinen und latextauglichen Nadeln. Zu beachten ist hier, dass die Kleidung an den Nähten etwas dünner und weniger reißfest ist als auf den Flächen. Hier ist also Vorsicht geboten. Dafür ist genähte Latexkleidung meistens vergleichsweise preiswert zu haben.
Geklebte Gummikleidung besteht ebenfalls aus zugeschnittenen Latexstücken, die jedoch mittels spezieller Vulkanisierflüssigkeit zusammengefügt werden. Dadurch entsteht eine überall gleichmäßig starke Latexkleidung, die vergleichsweise strapazierfähig ist. Allerdings muss man dafür vergleichsweise tief in die Tasche greifen. Vor allem Fans des Heavy Rubber und leidenschaftliche Rubber Dolls begeistern sich mit Vorliebe für diese dickere Kleidung aus Latex.
Einige Kleidungsstücke aus Latex werden im Tauchverfahren hergestellt: Für Handschuhe, Strümpfe und Kopfmasken, aber auch für Kondome taucht man eine Form in das flüssige Latex, das anschließend darauf trocknet. Bei diesem Verfahren ‚aus einem Guss‘ gibt es also keine Nähte oder Klebekanten. Allerdings ist die Materialstärke sehr gering. Unter Spannung entstehende Beschädigungen sind häufig irreversibel: Ein kleines Loch wird fast zwangsläufig zu einem Riss, der sich komplett durch das Kleidungsstück zieht und es dadurch zerstört.
Wo kann man Latexkleidung kaufen?
Im klassischen Textilhandel ist Latex bislang noch nicht angekommen – wenn man einmal von den bereits erwähnten Gummistiefeln absieht. Allerdings gibt es eine ganze Reihe spezialisierter Händler.
- Im Erotikshop gehört Latexkleidung zum Sortiment, die im Tauchverfahren hergestellt wurde. Dessous aus Latex, teils mit integriertem Strapon und / oder Innendildo, sind hier echte Klassiker.
- Fachgeschäfte für Latexkleidung wie LLdeSaxe Fashion, Blackstyle Berlin, Fantastic Rubber oder Simon O. haben ein breites Angebot an Gummikleidung für jede Vorliebe und alle Geschlechter. Meistens wird die Kleidung in der eigenen Manufaktur hergestellt, sodass auch Maßanfertigungen möglich sind.
- In Onlineshops (vor allem auf großen Shoppingseiten wie Amazon oder Ebay) kann man ebenfalls eine große Auswahl an Kleidungsstücken aus Latex finden. Allerdings gehen die oftmals sehr niedrigen Preise häufig zu Lasten der Qualität. Zudem werden viele Produkte in fernöstlichen Ländern maßgefertigt, was einige Wochen dauert. Anschließend werden meistens noch 19% Einfuhr-Umsatzsteuer fällig.
Vorsicht, Verwechslungsgefahr: Zahlreiche Shops deklarieren Produkte als Latexkleidung, auch wenn sie nicht aus Gummi hergestellt wurden. Stattdessen handelt es sich um Kleidung aus
Lack, Kunstleder oder glänzend beschichtetem Spandex. Die kann zwar ebenfalls sehr erotisch sein, lässt sich aber nicht mit Rubber vergleichen. Bei extrem kleinen Preisen sollte man also besonders hellhörig werden.
Was ist chloriertes Latex?
Chloriertes Latex wurde durch eine spezielle chemische Behandlung an der Oberfläche geglättet. Durch die Chlorierung verliert das Latex seine Klebrigkeit und wird seidig-glatt. Der typische Latexgeruch wird reduziert. Viele Kleidungsstücke werden bereits in chlorierter Form angeboten. Es ist aber auch möglich, Kleidung aus Gummi im Nachhinein zu chlorieren.
Vorteile |
Nachteile |
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leicht ohne Hilsfmittel wie Talkum oder Silikonöl an- und ausziehbar |
Einbuße beim materialtypischen Reiz, weil dicker und fester und weniger elastisch |
kein Zusammenkleben, weichere Textur |
nicht mehr oder nur schwer zu kleben, Erschwernis bei Reparaturen |
waschmaschinen- und trocknergeeignet, leichtere Pflege |
aufwendigere Herstellung = höherer Preis |
Oberflächenbehandlung trägt zum Schutz und zu mehr Reißfestigkeit bei |
es werden spezielle Pflegeprodukte benötigt |
Chloriertes Latex eignet sich besonders für große, aufwändig anzuziehende Kleidungsstücke wie Catsuits. Auch für Alltagskleidung aus Latex ist die chlorierte Variante praktisch, da sie sich leicht mit Stoffkleidung kombinieren lässt.
Wie zieht man Latexkleidung an und was muss man über das Tragen wissen?
Es kommt ganz darauf an, welche Art der Kleidung man bevorzugt.
Weit geschnittene Latexkleidung (etwa Jeans, Mäntel oder verschiedene Elemente des Heavy Rubber) erweist sich als äußerst unkompliziert:
- Das Material gleitet problemlos über die Haut und erinnert hinsichtlich des Tragegefühls an Leder.
- Die Kleidungsstücke können in der Waschmaschine gereinigt werden.
- Durch die Materialstärke ist diese Gummikleidung recht strapazierfähig.
Natürlich ist Gummikleidung nicht atmungsaktiv. Das sollte man vor allem an warmen Tagen berücksichtigen. Dank des weiten Schnittes ist es hier aber möglich, mit schweißabsorbierender Unterwäsche für mehr Tragekomfort zu sorgen. Bei kalter Witterung sollte man ebenfalls auf geeignete Unterkleidung achten, denn Latex bietet keinerlei Temperaturisolierung.
Viele dieser Kleidungsstücke kann man übrigens gut in ein Alltagsoutfit integrieren.
Körperenge Latexkleidung (u.a. auch getauchte Produkte) ist eine andere Herausforderung:
- Sofern das Latex nicht chloriert ist, neigt es zum Kleben: Das Material klebt an sich selbst, aber auch am Körper. Mit Talkumpuder oder Silikonöl kann man das Material geschmeidig machen.
- Vor dem Anziehen sollte man gründlich duschen oder Baden. Im Idealfall kann man die Latexkleidung über einen vollständig rasierten, gepuderten (oder ebenfalls mit Silikonöl bearbeiteten) Körper ziehen. Auch dann erweist sich die Sache allerdings als nicht ganz einfach: Einzelne Bereiche der Kleidung haften immer wieder an der Haut und erzeugen beim Lösen ein an tropfendes Wasser erinnerndes Geräusch. Bis das Latexoutfit korrekt sitzt, sind sehr viele Handgriffe erforderlich. Dieser Vorgang kann aber bereits sehr viel Freude machen.
Während man die dicke, locker sitzende Kleidung prinzipiell viele Stunden lang tragen kann, sollte man bei enganliegendem Latex lieber nur eine kürzere Tragedauer einplanen. Denn die Haut kann unter dem Material nicht atmen, außerdem kann es möglicherweise im Bereich von verschiedenen Gelenken einschneiden.
Tipp: Enge Latexkleidung kann man am besten in der Freizeit zu Hause an- und ausprobieren. Dabei kann man recht einfach herausfinden, wie lang man sie bequem tragen kann. Wer sich auch bei Bewegungen über längere Zeit wohlfühlt, kann Latexteile dann vielleicht auch mal beim Spaziergang mit dem Hund unter der Oberbekleidung tragen. Geht auch hierbei alles gut, kann man anschließend über das passende Latex-Outfit für die nächste Fetisch-Party nachdenken. Als
alltägliche Oberbekleidung ist körperenges Latex extrem gewagt, mit der passenden Figur und dem richtigen Auge für einen stimmigen Look aber nicht unmöglich.
Reinigung, Pflege und Aufbewahrung von Latexkleidung
Auch in diesen Hinsichten ist Latexkleidung eine echte Diva: Leider kann man sie nicht wie andere Klamotten ausziehen, in die Waschmaschine und in den Trockner geben, um sie anschließend wieder gefaltet in den Schrank zu legen. Trotzdem ist es kein Problem, die Teile zu säubern, zu
pflegen und zu lagern.
Reinigung - Latexkleidung sollte man nach jedem Tragen waschen, da sie nicht atmungsaktiv ist und Schweiß, Bakterien und Gerüche aufnimmt.
- Für die Reinigung eignen sich spezielle Latexwaschmittel, die antibakteriell und desinfizierend wirken.
- Die Kleidung in lauwarmes Wasser mit etwas Latexwaschmittel einlegen und ca. 10 Minuten einwirken lassen. Bei starker Verschmutzung kann man die Einwirkzeit verlängern.
- Anschließend mit klarem Wasser ausspülen und zum Trocknen aufhängen, am besten auf einem Bügel. Nicht in die pralle Sonne hängen!
Pflege
- Nach dem Trocknen die Latexkleidung mit Silikonöl, -spray oder Talkumpuder behandeln, um sie geschmeidig zu halten und ein Verkleben zu verhindern.
- Talkumpuder eignet sich besonders für längere Lagerung und helle Farben.
- Fette, Öle, Cremes und Schminke unbedingt von Latex fernhalten, da sie das Material angreifen!
Aufbewahrung
- Latexkleidung trocken, kühl und dunkel lagern, z.B. in einem Schrank. Sonnenlicht und Wärme meiden, da sie das Material ausbleichen und beschädigen.
- Nicht zusammenknüllen, sondern glatt hängend oder liegend aufbewahren.
- Nicht in Kontakt mit anderen Kunststoffen lagern: Enthaltene Weichmacher könnten das Latex angreifen.
- Mottenkugeln und ähnliche Produkte von Latex fernhalten.