Wenn männliche und weibliche Attribute zusammenkommen, spricht man von Androgynität. Bei dieser spielt es erst einmal keine Rolle, ob sich die Person selbst als männlich, weiblich oder divers definiert. Bei vielen Menschen sind die typischen Geschlechtsmerkmale wie Stimme, Statur oder Gesichts- und Körperbehaarung aus genetischen Gründen nicht auf übliche Weise ausgeprägt. Andere wiederum leben die Rolle zwischen den Geschlechtern ganz bewusst und gern spielerisch aus.
Welche Menschen gelten als androgyn?
Es gab und gibt zahlreiche Prominente, die als Beispiele für Androgynität dienen können.
Unter den androgynen Frauen sind etwa
- die Sängerinnen Grace Jones und Annie Lennox
- sowie die Schauspielerin Marlene Dietrich zu nennen.
Bei den Männern finden sich Namen wie
- Michael Jackson,
- Prince,
- Freddie Mercury oder
- David Bowie.
Natürlich ist der Prominentenstatus ein großer Vorteil für androgyne Menschen, denn auf der Bühne kann man leichter in eine außergewöhnliche Rolle schlüpfen. In der toleranter und offener werdenden Gesellschaft in West- und Südeuropa fassen aber immer mehr Menschen den Mut, aus dem vermeintlich vorgegebenen Rollenbild auszuscheren. Vor allem in Großstädten führt das zu einem bunteren und diverseren Straßenbild und dazu, noch vorhandene Vorbehalte weiter abzubauen.
Warum sind einige Menschen androgyn?
Neben einer genetisch bedingten Androgynität (die der Zugehörigkeit zu einem Geschlecht nicht widerspricht), sind die Beweggründe mannigfaltig. Einige Menschen schlüpfen gerne in eine andere Rolle, andere finden im androgynen Auftreten ihren eigenen, individuellen Stil. Darüber hinaus sind sexuelle Beweggründe zu nennen. Diese zeigen sich aber vor allem dadurch, dass ein androgynes Styling nur gelegentlich und am ehesten
für bestimmte Anlässe getragen wird.
Anders ausgedrückt: Wenn der androgyne Look bei einer Person alltäglich ist, so lässt sich daraus keine erotische Dauererregung ableiten. Auch die weitverbreitete Auffassung, dass androgyne Menschen primär provozieren möchten, ist nahezu immer haltlos.
Sind androgyne Menschen trans- oder intersexuell?
Viele transsexuelle oder intersexuelle Menschen bevorzugen den androgynen Stil. Umgekehrt fühlen sich die meisten Androgynen in ihrem genetisch zugewiesenen Geschlecht durchaus wohl. Einer individuellen Rolle zwischen den Geschlechtern läuft die Genetik keineswegs zuwider.
Welche Faktoren erschweren einen androgynen Lebensstil?
Trotz einer größer werdenden gesellschaftlichen Toleranz leben viele Menschen nach wie vor in und mit klassischen beziehungsweise althergebrachten Rollenklischees. Dabei spielen traditionelle Muster eine wesentliche Rolle. So bekommen schon Schulkinder nahegebracht, was
„typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ sei. Abweichungen davon werden in vielen Fällen noch heute für widernatürlich erklärt. In dieser Hinsicht erweisen sich weite Teile der Landbevölkerung weiterhin als konservativ.
Hinzu kommen mögliche Vorbehalte aus dem persönlichen Umfeld. Eltern, Geschwister, die weitere Familie, aber auch Kolleg*innen und der Freundeskreis tun sich oftmals schwer damit, androgyne Menschen einzuordnen und unverkrampft mit ihnen umzugehen. Umso wichtiger ist es, die eigene Androgynität mit großem Selbstbewusstsein zu leben. Selbst dann, wenn es dabei zu Brüchen mit früher nahestehenden Personen kommt.