Beim Piercing handelt es sich um eine Form von Körperschmuck, bei der ein kleines Loch durch Haut oder Knorpel gestochen wird, um Schmuck wie Ringe, Tunnel, Stäbe oder Steine zu tragen. Die Durchführung erfolgt in der Regel mit Nadel oder Piercinggerät, wobei Materialien wie Metall, Holz oder Kunststoff Verwendung finden. Piercings lassen sich an zahlreichen Körperstellen platzieren. Besonders häufig kommen sie jedoch an Ohren, Nase, Lippen, Augenbrauen, Bauchnabel und im Intimbereich vor. Neben ästhetischen Aspekten spielen zudem oftmals kulturelle, historische und erotische Bedeutungen eine Rolle. Dadurch können Piercings also ebenfalls ein Ausdruck von Individualität, Stil, Persönlichkeit und sexueller Selbstbestimmung sein.
Die Geschichte und Bedeutung von Piercings in Kultur und Gesellschaft
Piercings sind keine moderne Erscheinung. Vielmehr haben sie eine lange Geschichte, in der sie immer wieder Ausdruck von Status, Religion sowie Schönheit waren oder zur Markierung von bestimmten Gruppen oder Zugehörigkeiten dienten.
Interessant dabei ist, dass es dabei starke regionale kulturelle Unterschiede gab. Ein Beispiel: Bei den
Maya, Inka und Azteken waren Piercings ein Ausdruck eines hohen sozialen Ranges. Daher durften nur hochrangige Personen wie Krieger, Priester oder Adelige besonders ausgeklügelte und hochwertige Varianten mit Gold oder Edelsteinen tragen, um so
- ihre Macht,
- ihren Reichtum,
- ihre Tapferkeit
- und ihre Verbindung zu den Göttern
zu zeigen.
Bei den antiken Griechen und Römern dagegen war der unversehrte und dadurch mit Schönheit und Tugend assoziierte Körper das Ideal. In der Konsequenz trugen
bei den Griechen bestenfalls Frauen Ohrringe, um über ihren Schmuck ihren Reichtum, ihre Schönheit und ihr Ansehen zu zeigen; Männer verzichteten sehr weitgehend darauf. Ähnliches traf auch auf die Römerinnen und Römer zu, wobei einige Soldaten mithilfe von Ohrringen ihre Zugehörigkeit zu Einheiten oder das Erringen bestimmter militärischer Erfolge zeigten.
Die beliebtesten Piercings für Ohr, Nase und Lippe / Mund
Unabhängig von der kulturellen oder erotischen Komponente gelten Piercings oft als Ausdruck der Individualität, Persönlichkeit und des persönlichen Stils. Kein Wunder, ermöglichen sie es den Menschen doch,
- sich auf einzigartige Weise auszudrücken,
- ein Statement zu setzen,
- das eigene Erscheinungsbild zu prägen
- und sich von der Masse abzuheben.
Kurz: Sie sind eine prägnante Form des Selbstausdrucks, zumal viele der beliebtesten Varianten auf den ersten Blick sichtbar sind:
Ohr |
Auge |
Nase |
Mund und Lippe |
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Lobe Piercing: klassisches Ohrloch im Ohrläppchen |
vertikales Augenbrauenpiercing: durch die Augenbraue von unten nach oben |
Nostril Piercing: durch den Nasenflügel |
Labret Piercing: unterhalb der Unterlippe, mittig oder seitlich |
Helix Piercing: am äußeren Rand des Ohrs |
horizontales Augenbrauenpiercing: parallel zum Rand der Augenbraue |
Septum Piercing: zentral durch die Nasenscheidewand |
Medusa Piercing: zentral über der Oberlippe, direkt unter dem Nasenseptum |
Tragus Piercing: am Knorpel vor dem Gehörgang |
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Bridge Piercing: oberhalb des Nasenrückens zwischen den Augen |
Monroe/Madonna Piercing: auf der Seite über der Oberlippe, benannt nach den berühmten Schönheitsflecken |
Rook Piercing: in einer Falte des Ohrknorpels |
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Snake Bites: zwei symmetrische Piercings unter der Unterlippe |
Daith Piercing: durch den inneren Knorpel des Ohrs |
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Spider Bites: zwei Piercings auf einer Seite der Unterlippe, näher beieinander |
Erotische Piercings: Sinnlichkeit, Sex und sexuelle Freiheit
Wie schon angesprochen, kann Tragen solcher Piercings kann als Ausdruck der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gemeinschaft dienen oder eine tiefe spirituelle Bedeutung haben. So verwenden etwa einige Stammeskulturen Piercings, um den Übergang eines Individuums von der Kindheit zum Erwachsenenalter sichtbar zu markieren.
Ergänzend gelten in anderen Kulturen bestimmte Piercings als sinnlich oder erotisch, da man sie als Instrument zur Betonung der sexuellen Attraktivität betrachtet. Piercings an intimen Körperstellen wie den Brustwarzen oder Genitalien dienen als Ausdruck der sexuellen Freiheit und der individuellen Vorlieben und helfen Menschen auch dabei, Tabus zu brechen und ihre seine
sexuelle Individualität auszuleben.
Ein besonders bekanntes Beispiel dafür ist das Piercing der Protagonistin aus
Geschichte der O: Sie erhält im Verlauf ihrer Ausbildung zur Sklavin Piercings in Form von Ringen an den Schamlippen. Und: Diese
Intimpiercings sind weit mehr als bloßer Körperschmuck. Sie dienen als sichtbares und dauerhaftes Zeichen ihrer vollständigen Unterwerfung und ihres Besitzstatus durch ihren Herrn Sir Stephen. Schließlich
- markieren sie O als Eigentum,
- machen sie ihre Rolle für Eingeweihte erkennbar
- und sind sie ein Symbol für ihre bewusste, freiwillige Hingabe und Zugehörigkeit zu einer exklusiven Gruppe.
Piercing stechen lassen: Studios, Hygiene und Sicherheit
Piercings können in speziellen Piercingstudios oder Schmuckgeschäften von geschultem Personal gestochen werden. Dabei kommt es wie bei Tätowierungen darauf an, dass man sich für seriöse und hygienisch arbeitende Piercerinnen und Piercer entscheidet; weil ein unsachgemäßes Vorgehen Infektionen oder andere gefährliche Komplikationen sorgen kann. Will heißen: Nur, wer genau weiß, inwiefern „seine“ Piercerinnen und Piercer qualifiziert und erfahren sind, tut sich selbst einen Gefallen. Und natürlich ist es auch wichtig, dass man sich bezüglich
- der verwendeten Materialien,
- der geeigneten Schmuckstücke für die jeweilige Körperpartie
- sowie der Nachsorge
schlau macht. Also lieber einmal mehr als zu wenig fragen, zumal gute Studios dafür immer ein offenes Ohr haben.
Schmerzfreie Piercing-Alternativen: Möglichkeiten ohne Nadel
Obwohl das Stechen eines Piercings mit einem gewissen
Maß an Schmerz verbunden sein kann, gibt es einige als weniger schmerzhaft geltende Alternativen. So empfinden manche Menschen etwa Setzen von Piercings mithilfe von speziellen Werkzeugen wie einer Piercingpistole als weniger unangenehm als das klassische Nadelstechen. Es gibt auch Optionen wie magnetische oder temporäre Piercings wie
Korsett-Piercings, die keinen dauerhaften Eingriff in den Körper erfordern. Zusätzlicher Pluspunkt? Sie sind auch leichter zu entfernen.
Was muss man außerdem übers Piercen wissen?
Piercings benötigen in jedem Fall eine gewisse Zeit zum Verheilen, in der man auf
eine gründliche Pflege und das genaue Befolgen der Anweisungen der Piercerinnen und Piercer achten sollte. Stichwort Infektionen, allergische Reaktionen oder andere Komplikation. In diesem Zusammenhang muss man zudem festhalten, dass nicht alle Piercings für jeden Menschen aufgrund der individuellen körperlichen Voraussetzungen infrage kommen.
Insofern sollte man unter Umständen, auch wenn es einem schwerfällt, auf bestimmte Schmuckstücke verzichten, wenn die Piercerinnen und Piercer einem davon abraten. Aber vielleicht lässt sich ja auch eine sinnvolle Alternative, wenn es darum geht, seiner
sexuellen Identität Ausdruck zu verleihen finden …