Die Suche nach Liebe, Lust und Partnerschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Vom analogen Kennenlernen auf Tanzveranstaltungen, über Zeitungsannoncen bis hin zu Algorithmen-gesteuerten Online-Dating- und Sexdating-Plattformen – die Wege zur Nähe sind heute vielfältiger denn je. Besonders in Deutschland und Europa hat sich eine eigene Dating-Kultur herausgebildet, die von gesellschaftlichen Trends, technologischen Innovationen und kulturellen Besonderheiten geprägt ist. Machen wir gemeinsam einen kleinen Ausflug durch die Geschichte des Online- und Sexdatings, bevor wir einen Blick auf die womöglich zukunftsbestimmenden Trends werfen.
Analoge Ursprünge: So funktionierte Dating vor dem Internet
Dass man
auf der Straße flirtet, sich über die Verwandtschaft oder den Bekanntenkreis kennenlernt, ist auch in einer digitalen Zeit nicht ungewöhnlich. Auch Vereine, Volksfeste und andere Events sind nach wie vor beliebte Dating- beziehungsweise Singlebörsen – und ein Grund, auch mal
solo auszugehen.
Doch dass man noch bis weit in die 1990er hinein zahllose Kontaktanzeigen in Zeitungen und Magazinen finden konnte, erscheint vielen Millenials so fremd wie der Briefversand per Postkutsche. Auch damals verwendete Codes wie „NR“ für „Nichtraucher“ wirken nicht nur durch die drastisch gesunkene Zahl der Raucher wie aus der Zeit gefallen. Allerdings hat die Kontaktaufnahme via Internet wieder
ganz neue Kürzel hervorgebracht …
Und würde jemand das
Online-Dating von heute als unschicklich betrachten? Vor kaum mehr als zwei Dekaden war das Dating per Kontaktanzeige zwar oftmals recht erfolgreich – doch man hielt sich bei den Details lieber bedeckt, um nicht zum Mittelpunkt für Klatsch und Tratsch zu werden.
Genauso hielt man es natürlich auch mit dem Video-Dating, dass man rückblickend als eine Art Brücke zwischen dem analogen und dem digitalen Zeitalter verstehen kann.
Ab den späten 1980ern boten Agenturen die Aufzeichnung und Vermittlung von kurzen Videoprofilen an. Hierzulande blieb dieser Service ein Nischenphänomen – doch die Grundidee griff man für das spätere Online-Dating wieder auf.
Die Digitalisierung veränderte alles: Anfänge des Online-Datings
Schon in den frühesten Anfängen des WWW gehörte „Sex“ zu den häufigsten Suchbegriffen. Doch neben dem sich etablierenden Sex-Dating fand auch das klassische Online-Dating sofort großen Zuspruch. In den USA entstanden die ersten Datingseiten im Netz (z.B. ging
„Kiss“ 1994 an den Start, „Match“ folgte 1995), Europa zog aber recht bald nach.
Die algorithmische Partnersuche ließ auf beiden Seiten des Atlantiks nicht lange auf sich warten: Durch personenspezifische Angaben und Persönlichkeitstests wurde es möglich, mutmaßlich passende Flirtpartner vorzusortieren und die Trefferquote so zu erhöhen.
Auf dieser Grundlage funktionierte auch die längst wieder eingestellte „Love@Lycos“. Die meisten Millenials haben den Namen noch nie gehört - Man kann die Site als Wegbereiterin für viele Online-Dating-Plattformen der späteren Generation begreifen. Klar ist, dass
- Parship,
- FriendScout24 / LoveScout24,
- LemonSwan,
- Finya,
- Lovoo oder
- Dating Café
nur aufgrund von gesellschaftlichen Veränderungen so erfolgreich sein können. Heute rümpft in puncto Online-Dating kaum noch jemand die Nase. Jedenfalls nicht, solange es sich um freundschaftliche oder klassische
Liebeskontakte handelt. Über
erotisches Dating hingegen breitet man nach wie vor gerne den Mantel des Schweigens aus …
Verändert Sexdating die kulturellen Normen?
Sicher ist: Seit den frühen 2000ern hat das Sexdating auch in Deutschland vieles nachhaltig verändert. So waren Casual-Dating und das so heiße wie unverbindliche Miteinander in der Frühzeit des WWW noch ein weitgehendes Tabu (= wer Spaß daran hatte, lebte ihn so heimlich wie möglich aus).
Heute gilt es insbesondere
unter Junggebliebenen und in den jüngeren Generationen (18 – 35) als weitgehend akzeptiert. Kein Wunder also, dass Sexdating-Communitys wie der Joyclub und
Apps wie Tinder gerade bei jungen Leuten so viele Fans finden.
Gründe dafür sind mannigfaltig. So ging die zunehmende digitale Vernetzung von Anfang an einher mit einer neuen gesellschaftlichen Offenheit.
Denn das Internet bietet bekanntlich unendlich viele Möglichkeiten für den Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand. Insbesondere besser gebildete junge Menschen präsentieren sich in Sachen Casual Sex und Sexdating als besonders liberal: Je nach Quelle zwischen 29 und
44 % aller Nutzer von Online-Dating-Angeboten suchen primär nach Erotikkontakten – und die benannte Gruppe ist dabei besonders stark repräsentiert.
Allerdings hat dies auch verschiedene Gegenströmungen zusätzlich mobilisiert: Tendenziell ältere, konservativ denkende Menschen (Stichwort
Tradwife) und religiöse Minderheiten würden der liberalen Sexualität der modernen Zeit nur zu gerne einen Riegel vorschieben.
Glücklicherweise stehen hier zersplitterte, einander uneinige „Spielverderber“ einer
aufgeklärten, sexpositiven Mehrheit gegenüber. Und es sieht nicht danach aus, als könnte man die Zeit zurückdrehen. Im Gegenteil, einige sich für die Zukunft abzeichnenden Trends sind eine logische Fortschreibung der aktuellen Gegenwart.
- KI-gestützte Matchmaking-Algorithmen: Personalisierte, dynamische Partnerempfehlungen basierend auf Verhaltensdaten und psychometrischen Analysen.
- Virtuelle und erweiterte Realität: Immersive virtuelle Dates und AR-Interaktionen schaffen neue Erlebniswelten.
- Sicherheits- und Verifizierungsmechanismen: Blockchain-basierte Identitätsprüfungen und KI-Moderation erhöhen Vertrauen und Schutz.
- Diversifizierung und Inklusion: Plattformen werden vielfältiger, um unterschiedliche Beziehungsmodelle, Orientierungen und Werte abzubilden.
Und hier schließt sich der Kreis: Natürlich gelten diese Zukunftsentwicklungen nicht nur für den Sex- beziehungsweise Casual-Dating-Bereich, sondern für alle Formen des Online-Datings.
Doch insbesondere die Erotik bleibt das sprichwörtlich heiße Eisen – und ist für gemeinsame Aktivitäten geradezu prädestiniert.
Gerade Fetisch-Fans, BDSMler und die LGBTQ+-Community profitieren
Menschen, die körperlich, sexuell oder in Bezug auf
bestimmte Charaktermerkmale vom Mainstream abweichen, tun sich bei der Suche nach einem passenden Gegenüber vergleichsweise schwer. In der analogen Zeit war die Problematik allerdings ungleich größer als in der vernetzten Gegenwart.
Denn während man damals vor allem in ländlichen Regionen mit Ausgrenzung, Stigmatisierung und daraus resultierenden psychischen Problemen zu kämpfen hatte, kann man mittlerweile über das Internet Kontakte zu den individuell richtigen Menschen herstellen. Mit
Fetisch- oder BDSM-Interessen etwa kann man sich etwa im Joyclub einer passgenau definierten Gruppe anschließen – und bei
Fetisch.de ist die „Trefferquote“ womöglich sogar noch größer.
In anderen Bereichen scheint es jedoch noch einigen Nachholbedarf geben – weshalb die Stiftung des Musikers Elton John speziell auf LGBTQ+-Belange zugeschnittene Online-Dating-Plattformen finanziell unterstützt.
Fazit: (Sex-)Dating hat eine große Zukunft
Von analogen Kontaktanzeigen bis zu algorithmengesteuerten Sexdating-Plattformen – die Partnersuche hat sich in den letzten Jahrzehnten radikal verändert. Besonders in Deutschland und Europa hat die Digitalisierung eine neue Ära eingeläutet, in der Lust und Erotik ebenso Platz finden wie die Suche nach der großen Liebe.
Sexdating wird auch künftig eine wichtige Rolle spielen, da es Menschen ermöglicht, ihre Sexualität frei und selbstbewusst zu erforschen. Mit fortschreitender Technologie – etwa
durch künstliche Intelligenz (KI) und
Virtual Reality (VR) – eröffnen sich neue, aufregende Möglichkeiten, Nähe und Lust zu erleben.