Das Wort Exhibitionismus bedeutet in der deutschen Sprache ungefähr so viel wie ‚die Lust an der Darstellung‘. Gemeint ist die Neigung, sich vor anderen Menschen zu entblößen oder in sexualisierten Posen zu zeigen. Der Voyeurismus, also die Lust am Zuschauen, ist das Pendant dazu.
Was ist der Reiz am Exhibitionismus?
Es ist noch nicht zur Gänze erforscht, warum Menschen sich vor anderen entblößen und daraus einen Lustgewinn ziehen. Umgekehrt gibt es mit den Voyeur*innen auch eine Gruppe, die ihre Lust aus dem Betrachten beziehungsweise dem Zuschauen zieht.
Das Klischee bezieht sich auf den männlichen, meistens etwas älteren Exhibitionisten, der unter seinem langen Mantel vollkommen nackt ist. Im Park, in der U-Bahn-Station oder anderswo in der Öffentlichkeit lauert er ihm unbekannten Menschen regelrecht auf, um im entsprechenden Augenblick blitzschnell den Mantel zu öffnen. Aus diesem Tabubruch vor den Augen anderer zieht der Exhibitionist dann seine Lust.
Eine größere Gruppe an Exhibitionist*innenen kommt aber bei Einvernehmlichkeit mit dem Gegenüber voll auf die eigenen Kosten.
Wie und wo betreibt man den Exhibitionismus?
In der analogen Vergangenheit war es recht kompliziert, eine exhibitionistische Neigung mit anderen Menschen einvernehmlich auszuleben. Zwar konnte man einschlägige Annoncen schalten, doch nicht immer fand sich das genau passende Pendant. Darin ist wohl ein Grund dafür zu suchen, dass diese Lust häufig mit der Erregung öffentlichen Ärgernisses einherging.
Heute gibt es weiterhin Menschen, die den Kick im Verbotenen suchen. Man kann seine Leidenschaft aber längst auch im Profil einer erotischen Kontaktseite benennen und das passende Pendant für sich finden.
Einen Sonderstatus in dieser Hinsicht nehmen Paare ein. Einige suchen durch
Sex in der Öffentlichkeit (zum Beispiel in einem Hauseingang, an einem Brückengeländer, auf einer Parkbank …) ihren Kick, andere leben sich vor Publikum auf der Spielwiese in einem Swingerclub aus. Dort besteht natürlich immer auch die Option, andere aktiv in das Spiel einzubeziehen.
Das ‚frivole Ausgehen‘ kann ebenfalls dem Exhibitionismus zugerechnet werden. Vor allem Frauen, aber durchaus auch Männer haben Spaß daran, sich erotisch-provokant zu kleiden und dabei die Blicke auf sich zu ziehen. Beispiele reichen von extremen High Heels über Kleidung aus Lack, Leder und Latex bis zu Chiffon und Seide. Der Clou hierbei: Die Provokation geht nicht über den zulässigen Rahmen hinaus.
Wer ist Exhibitionist*in?
Der Klischee-Exhibitionist ist ein alleinstehender Mann im mittleren bis fortgeschrittenen Alter. Die meisten Anhänger dieses Spiels können dieser Gruppe aber nicht zugerechnet werden. Es gibt keine genauen Statistiken, doch die Exhibitionist*innen sind ein Querschnitt durch die gesamte Gesellschaft. Geschlecht, Bildungsgrad, Alter, sozialer Status oder Einkommen spielen dabei so gut wie gar keine Rolle.
Viele Exhibitionist*innen sehen sich allerdings gezwungen, ihre Vorliebe im persönlichen Umfeld weitestgehend zu verstecken. Ausgelebt wird sie dann entweder diskret zu Hause oder im Club,:anche Paare heben sich ihr Faible aber auch für den Urlaubsort auf.
Was ist zu beachten?
Prinzipiell ist gegen den Exhibitionismus nichts einzuwenden, sofern er einvernehmlich ausgelebt wird. Wer Unbeteiligte in sein Spiel einbezieht, begeht allerdings eine Ordnungswidrigkeit (öffentliches Ärgernis). Im zulässigen und einvernehmlichen Rahmen kann es sich aber um ein kreatives Spiel handeln, das Schwung in die Sexualität bringt.