Meistens macht es keinen Spaß, die Nachrichten zu verfolgen, denn die sind bekanntlich fast immer negativ. Dabei gehen die guten News leider schnell unter. Unter anderem, dass weite Teile Europas so tolerant sind wie nie zuvor.
Seit Conchitas ESC-Teilnahme ist viel passiert
Plötzlich steht ein bärtiger Mensch im eleganten Kleid auf der Bühne und schmettert eine Hymne, wie man sie auch in einem James-Bond-Film unterbringen könnte. Genau dieser Auftritt hat den Europäern einen Spiegel vorgehalten. Im Norden und Westen des Kontinents war man fast flächendeckend begeistert. Im Osten hingegen erkannte man in Conchita ein weiteres Beispiel für die vermeintliche Verkommenheit des Westens. Doch es war grandios, wie man dort damit umgegangen ist. Man nahm die Intoleranz achselzuckend zur Kenntnis und fühlt sich mit dem frischen Wind geradezu pudelwohl.
Repräsentative Umfragen zeigen die aktuelle Situation
Die Ergebnisse einer
YouGov-Umfrage von 2021 für den deutschen Lesben- und Schwulenverband (LSVD) zeigen, dass die Einstellung zur LGBT-Community in verschiedenen Ländern unterschiedlich ist. In Spanien gaben 87 % der Befragten an, ein Familienmitglied oder ein Kind beim Outing als transgender oder nicht-binär zu unterstützen. In Frankreich lag dieser Wert bei 47 %. Zudem gibt es in der Selbsteinschätzung der LGBT-Community Unterschiede. Zum Beispiel fühlen sich in Spanien 10 % der Befragten zur LGBT-Community zugehörig, während es in Dänemark nur halb so viele sind. Deutschland belegte einen der hinteren Plätze in diesem Ranking. Dies könnte darauf hindeuten, dass gesellschaftliche Konventionen eine Rolle spielen. Ebenso ist beachtenswert, dass einige Menschen ihre eigene Position nicht zugeben oder sich nicht im Klaren darüber sind.
Deutschland rangiert im Mittelfeld
Auch in Deutschland wurde 2021 eine ähnliche Studie durchgeführt. Hier zeigte sich, dass 75 % der Frauen und 61 % der Männer CSD-Demos positiv gegenüberstanden. Im Gegenzug nahmen nur 5 % der Frauen und 11 % der Männer eine ablehnende Haltung ein. Die „Ehe für alle“ unterstützte ebenfalls eine Mehrheit von 82 % der Frauen und 62 % der Männer. Jedoch gaben 28 % der Frauen und 45 % der Männer an, dass sexuelle Minderheiten etwas weniger Raum in der Öffentlichkeit und den Medien erhalten sollten.
Es ist klar, dass die Akzeptanz von sexueller Vielfalt zunimmt. Obwohl einige Menschen immer noch Vorbehalte haben, erkennen viele Menschen die Vielfalt der Menschen als Bereicherung an. Es spielt keine Rolle, woher man kommt oder wie man seine eigene Geschlechtsidentität definiert. Intoleranz wird es in dieser Hinsicht immer schwerer haben.
Die Charta der Vielfalt setzt sich für die Förderung von Diversität ein
Diversity ist keine Privatsache, sondern gesamtgesellschaftliche Realität. In Schulen, Universitäten, Behörden und immer öfter auch am Arbeitsplatz trägt man dieser Tatsache Rechnung. Und das mit großartiger Unterstützung!
Die
Charta der Vielfalt e. V. ist eine bedeutende Initiative zur Förderung von Diversität in Unternehmen und Institutionen in Deutschland. Der Verein wurde 2006 ins Leben gerufen. Er basiert auf der Urkunde „Charta der Vielfalt“. Diese erstellten Unternehmer und Politiker gemeinsam, um die Anerkennung und Integration von Vielfalt in der Arbeitskultur zu fördern. Im Januar 2011 überführte man die Initiative in einen Verein.
Das Ziel der Initiative ist es, ein Vorurteils-freies Arbeitsumfeld zu schaffen und sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter unabhängig von
- ihrer ethnischen Herkunft und Nationalität,
- ihrem Geschlecht und ihrer geschlechtlichen Identität,
- ihren körperlichen und geistigen Fähigkeiten,
- ihrer Religion und Weltanschauung,
- ihrer sexuellen Orientierung und
- sozialen Herkunft
Wertschätzung erfahren.
Bis heute haben über 4.900 Organisationen die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Dadurch repräsentieren über 15 Millionen Beschäftigte die Charta. Der Verein wird von 38 Mitgliedsorganisationen getragen und von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie der Beauftragten der Bundesregierung für Antirassismus, Reem Alabali-Radovan, unterstützt. Schirmherr der Charta der Vielfalt e. V. ist Bundeskanzler Olaf Scholz.