Crossdressing lässt sich nicht wörtlich ins Deutsche übersetzen. Sinngemäß meint es so viel wie ‚umgekehrt kleiden‘. Im deutschsprachigen Raum ist der englische Begriff üblich, denn vermeintliche Synonyme greifen alle zu kurz.
Was ist Crossdressing?
Beim Crossdressing geht es in erster Linie um das Tragen von Kleidung, die man traditionell mit einem anderen Geschlecht assoziiert Dies kann aus verschiedenen Gründen geschehen, etwa als Ausdruck der eigenen Identität oder als sexuelle Vorliebe. Dabei muss jedoch nicht das komplette Outfit einem anderen Geschlecht zuzuordnen sein. Häufig wählen Menschen nur bestimmte Teile der Kleidung oder Accessoires aus, um sie mit anderen Kleidungsstücken zu kombinieren.
Ist ein Crossdresser ein DWT?
DWT steht für "Damenwäscheträger" und wird oft (aber fälschlich) synonym mit Crossdresser verwendet. Allerdings kann ein Crossdresser auch andere Motive haben als das bloße Tragen von Damenkleidung, wie zum Beispiel die Erforschung der eigenen Geschlechtsidentität. Noch häufiger ist Crossdressing aber kein Indiz für ein Problem mit der eigenen Geschlechtszugehörigkeit. Gründe sind eher
- die Lust an einem individuellen, von Gender- und Modeklischees unabhängigem Styling oder
- eine Vorliebe für bestimmte Elemente oder Materialien, die vordergründig bei der Kleidung des anderen Geschlechts Verwendung finden.
Sind Crossdresser ausschließlich Männer?
Nein, auch Frauen können Crossdresserinnen sein, indem sie Kleidung tragen, die traditionell mit dem männlichen Geschlecht assoziiert wird. Es gibt sogar eine Reihe prominenter Namen von Frauen, die sich (generell oder gelegentlich) eher männlich kleideten.
- Marlene Dietrich - Die deutsche Schauspielerin war bekannt für ihr Crossdressing und trug oft Anzüge und Hosen, was zu ihrer ikonischen und einflussreichen Gender-Bending-Mode beitrug.
- Julie Andrews - Die britische Schauspielerin und Sängerin wurde berühmt für ihre Rolle als "Victor/Victoria" in dem gleichnamigen Film, in dem sie eine Frau spielte, die sich als Mann verkleidete.
- Coco Chanel - Die berühmte Modeschöpferin war für ihren ikonischen Stil bekannt, der oft androgyn und maskulin inspiriert war. Sie trug gerne Anzüge, Hemden und Hosen, was zu einem bedeutenden Einfluss auf die Damenmode in den 1920er Jahren führte.
- Tilda Swinton - Die schottische Schauspielerin hat bereits in Filmen und Fotoshootings mit ihrer Geschlechtsidentität gespielt und trägt auch in ihrem Alltag oft maskuline Kleidung.
- Annie Lennox - Die Sängerin und ehemalige Frontfrau der Band Eurythmics hat in vielen ihrer Musikvideos und Auftritte maskuline Kleidung getragen und spielt oft mit Geschlechtsklischees in ihrer Kunst.
Männliche Crossdresser sind häufig sogar noch berühmter
- Michael Jackson – Der exzentrische King of Pop setzte nicht nur in musikalischer Hinsicht Maßstäbe, sondern war auch eine echte Mode-Ikone.
- Prince – Auch dieser Musiker war ein exzentrisches Genie. Aufgrund seiner geringen Körpergröße trug er oft und gerne High Heels – und er hatte einen Sinn dafür, sie clever in sein Outfit zu integrieren.
- Conchita Wurst – Unvergessen ist ihr glamouröser Auftritt beim Eurovision Song Contest. Eindrucksvoll zeigt sie bis heute, dass ein feminin-eleganter Look und ein gepflegter Bart hervorragend miteinander harmonieren können.
In keine dieser Listen passt der diversgeschlechtliche Star Sam Smith. Denn wer in einer binären Aufteilung der Geschlechter keinen Platz für sich findet, kann sich modisch natürlich in beiden Bereichen bedienen.
Wie viele Menschen betreiben Crossdressing?
Es gibt keine genauen Zahlen darüber, wie viele Menschen Crossdressing betreiben, da viele dies aus Angst vor Stigmatisierung oder Diskriminierung nicht offen ausleben. In einigen asiatischen und pazifischen Ländern wird Crossdressing im Alltag vorurteilsfrei gelebt, in vielen religiös-konservativen Regionen indes können Crossdresser*innen ihrer Vorliebe nur im Verborgenen nachgehen.
Da die Grenzen fließend sind, ab denen man von Crossdressing sprechen kann (die Bandbreite reicht von kleinen Accessoires bis zum kompletten Outfit), sind die auf Deutschland und Europa bezogenen Zahlen höchst unterschiedlich. Meist wird von einem niedrigen zweistelligen Prozentsatz der Gesamtbevölkerung ausgegangen. Der Prozentsatz ist in der mittleren Altersgruppe am höchsten.
- Kinder und Jugendliche sind vorrangig modisch einem starken Gruppendruck ausgesetzt. Crossdressing gilt oft als Andersartigkeit, die schnell zur Ausgrenzung führt.
- Viele ältere Menschen haben eine konservative Einstellung, in der Crossdresser*innen ebenfalls keinen Platz finden. Durch diese Intoleranz ist Crossdressing im Alltag oft problematisch.
Insgesamt ist die Gesellschaft zunehmend aufgeklärt und liberal, sodass sich Crossdresser*innen mit weniger Anfeindungen konfrontiert sehen. Allerdings ist die
Toleranz nicht überall gleichmäßig verteilt. Tendenziell wird Crossdressing in den Großstädten eher anerkannt als in ländlichen Bereichen – und der Westen gilt im Vergleich zu den neuen Bundesländern als toleranter.
Was muss man außerdem über das Crossdressing wissen?
Crossdressing ist nicht gleichbedeutend mit Transgender oder Transsexualität, obwohl es einige Ähnlichkeiten geben kann. Und auch ist das entsprechende Styling kein Zeichen, das jemand mit der eigenen Geschlechtsidentität unzufrieden ist.